Presseinformation, viadonau, Wirtschaft

Linz – Chancen, Trends und Zukunft der Wasserstraße endlich wieder auf großer Bühne. Am 12. und 13. Oktober überzeugten sich rund 150 Teilnehmer:innen der viadonau Danube Business Talks im Palais des Kaufmännischen Vereins in Linz davon, dass der Donauraum auch als Wirtschaftsfaktor lebendiger, dynamischer und aktueller denn je ist. Topthema: Klimaschutz und wie Unternehmen, Politik und Infrastrukturbetreiber die Donau als Wasserstraße endgültig in der ersten Reihe der Verkehrsträger für ein umweltschonenderes Transportnetz in Europa positionieren wollen. Entsprechend auch das Motto des Events, das gleichsam ein Signal zum Aufbruch in diese Zukunft ist: Green Deal – Green Danube.

Festsaal, Palais Kaufmännischer Verein, Linz

Top-Thema Zukunft des Donauraums im historischen Ambiente des Palais Kaufmännischer Verein, Foto: © viadonau/Florian Pollak.

Festsaal, Palais Kaufmännischer Verein, Linz, Podiumsdiskussion

Moderatorin Kathrin Hanzl führte souverän durch Vorträge und Podiumsdiskussionen, Foto: © viadonau/Florian Pollak.

Die nachhaltige Entwicklung der Donau ist vor dem Hintergrund des Europäischen Green Deal und der damit angepeilten Klimaneutralität bis 2050 längst keine Randnotiz verkehrspolitischer Verantwortung mehr, sondern wesentliches Kriterium für die Klimazukunft. Das machten Vertreter:innen nationaler und internationaler Politik, wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in ihren Willkommensworten oder auch CINEA-Direktor Dirk Beckers (European Climate, Infrastructure and Environment Executive Agency) schon zu Beginn der Neuauflage der Danube Business Talks klar. Besonders wichtig: mehr Aufmerksamkeit für die Donau als leistungsstarke Transportoption, klare Vorgaben zur Förderung der Transportverlagerung vor allem übergroßer Ladungen, wie die seit 2022 geltende Neuregelung von Sondertransporten in Österreich, aber auch ein innovatives internationales Projektumfeld, wie durch die Plattform PLATINA 3, die sich der Entwicklung umweltverträglicherer Antriebskonzepte und der Bereitstellung sogenannter Zero-Emission-Services widmet. Klar ist auch: Die Modernisierung der Binnenschifffahrt muss ihre infrastrukturellen Rahmenbedingungen miteinbeziehen. Handfeste Beispiele dazu lieferte viadonau-Strategieexperte Gert-Jan Muilerman: Das Upgrade der Trockengüterlände in Linz 2021 und der aktuelle Bau der neuen Lände in Wildungsmauer im Rahmen des EU-kofinanzierten Projekts „FAIRway works! in the Rhine-Danube Corridor“ seien wichtige Erfolge, die die kontinuierliche Verbesserung der Schifffahrtsinfrastruktur – erhöhte Sicherheit und Nutzbarkeit der Wasserstraße aber auch die Bereitstellung von Landstrom – an der Donau sichtbar machten.

Infrastrukturelles und digitales Upgrading gehen an der Donau Hand in Hand. Kapitäne navigieren heute nicht nur mit elektronischer Präzision, auch administrative Erfordernisse werden digital abgewickelt. Karin De Schepper von Inland Navigation Europe (INE) stellte die große Bedeutung neuer europaweit einheitlicher Systeme in Sachen Wasserstraßen-Informationsdienste heraus: EuRIS – eine RIS-Plattform, die in 13 Ländern sämtliche schifffahrtsrelevanten Fahrwasserdaten liefert – und das neue elektronische Meldesystem CEERIS sind herausragende Meilensteine des 2022 beendeten, von viadonau koordinierten Projekts RIS COMEX. Ein weiterer digitaler Fortschritt, der eine Arbeitswelt verändert, die seit jeher besondere Anforderungen an Transportwirtschaft und Logistik stellt. Weit oben auf der Liste der wichtigsten Maßnahmen zur Modernisierung der Binnenschifffahrt sieht Vera Hofbauer, Sektionschefin im BMK, daher vor allem auch die Ausweitung spezieller Bildungsangebote für die Berufswelt Binnenschiff. Die Bildungsplattform REWWay, die vom Logistikum Steyr gemeinsam mit viadonau aufgebaut wurde – ist heute eine der gefragtesten Online-Anlaufstellen für den stetig wachsenden Bedarf an wasserstraßenspezifischem Lehr- und Lernmaterial und hat starke Vorbildwirkung für weitere entstehende Angebote im gesamten Verkehrssektor. 

Der Klimawandel zwingt zu grundlegenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Green Deal, UN-Nachhaltigkeitsziele und verantwortungsbewusster Wirtschaftsethos sind fest in die Werte und Ziele zahlreicher „Big Player“ an der Donau integriert. So ist auch für die OMV Klimaneutralität bis 2050 ein erklärtes Ziel. Seit über 80 Jahren setzt das Unternehmen auf den Schiffstransport als wesentlichen Bestandteil der Wertschöpfungskette. Rund 1 Mio. Tonnen Mineralölprodukte würden laut Jana Gavril, Senior Expert für Strategic Logistics der OMV Downstream GmbH, jährlich über die Donau transportiert. Den EU-Klimazielen fühle man sich gerade auch als Erdöl-, Erdgas- und Chemiekonzern verpflichtet. Daher gelte es, den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens deutlich zu verkleinern und zum Beispiel die C02-Emissionen des Unternehmens bereits bis zum Ende des Jahrzehnts um bis zu 30 Prozent zu reduzieren. 

Die Wasserstraße ist ein besonders umweltfreundlicher Verkehrsträger, dessen großes Klimaschutzpotenzial vor allem schifffahrts- und energietechnisch noch gesteigert werden kann. Rund 16.000 Schiffe bewegen sich laut Sascha Gill von Viking River Cruises über Europas Flüsse, für die „Greening“-Anreize zum Wechsel zu klimaschonenderen Treibstoffen oder Nachrüsten auf modernere Antriebe zu schaffen sind. Mit dem breit angelegten EU-Programm NAIADES III würde dafür von Europa ein klarer Kurs vorgegeben. Um die Zero-Emission-Ziele bis 2050 zu erreichen, sieht Gill im konsequenten Ausbau der Landstrom-Infrastruktur besonders große CO2-Einsparungsmöglichkeiten von bis zu 45 Prozent. Der Experte ist überzeugt: Klimabewusstes Reisen und nachhaltige Tourismusangebote würden heute auch von Kundinnen und Kunden konkret eingefordert. Verantwortungsvolles Wirtschaften müsse also ein selbstverständliches Element qualitätsvoller Services und Angebote sein. 

Die Wasserstraße ist nicht nur Ort der umweltorientierten Modernisierung, sondern befördert diese auch buchstäblich. Die essentiellen Knotenpunkte dafür sind die Häfen. Mobilitätsexperte Marjan Beelen vom Hafen Antwerpen – dem größten Umschlagplatz für RoRo-Güter (Roll-On-Roll-Off) in Europa –, Peter Stöttinger von Felbermayr Transport- und Hebetechnik und Jürgen Plauensteiner vom Rhenus Donauhafen Krems, wo seit vielen Jahren mit dem Umschlag zum Beispiel von Bauelementen für Windenergieanlagen die optimale Nutzung der Wasserstraße demonstriert wird, setzten mit positiven Wirtschaftsimpulsen sowie dem stetigen Ausbau der Suprastruktur ein markantes Ausrufezeichen hinter das Motto der Danube Business Talks. Die von den vielen Expertinnen und Experten getragene Botschaft der Fachkonferenz, die Österreichs Klimaschutzministerin in ihren Willkommensworten so pointiert herausstellte, war am Ende umso klarer. Gewessler: „Das Motto der diesjährigen Danube Business Talks – Green Deal – Green Danube – soll zeigen, dass wir an der Donau unsere Hausaufgaben machen und für das erklärte Ziel des European Green Deal, bis 2050 tatsächlich der erste klimaneutrale Kontinent zu sein, einen starken Beitrag auch und gerade mit der Wasserstraße Donau leisten.“

Networking ist Trumpf

Aktualität, Themenvielfalt und konzentriertes Fachwissen machen nur einen Teil des Erfolgs der Danube Business Talks aus. viadonau war es wichtig, heuer wieder den reizvollen Kontrast zwischen Fachkonferenz einerseits und einem angemessenen Rahmen für persönlichen Austausch andererseits zu schaffen. Während beim Business Dating gezielte Geschäftskontakte hergestellt werden konnten, verband eine Exkursion zur ÖSWAG Schiffswerft in Linz die Konferenzthemen mit spannenden schifffahrtstechnischen Eindrücken. Die Danube Business Talks 2022 wurden darüber hinaus fachkompetent digital begleitet. Ein Großteil der Präsentationen und Debatten konnte auch per Streaming verfolgt werden.

Downloads [Präsentationen (PDF, englisch)]

Future perspective of inland navigation in European Green Deal (Karin De Schepper, INE)
Austrian policy initiatives and new funding possibilities for greener vessels (Vera Hofbauer, BMK)
New challenges for waterway management Our path to energy self sufficiency (Gert-Jan Muilerman, viadonau)
OMV’s Contribution to Climate neutrality (Jana Gavril, OMV Downstream GmbH)
Your breakbulk home port (Marjan Beelen, Port of Antwerp Bruges)
Power in motion on the Rhine-Danube Corridor (Peter Stöttinger, Felbermayr Transport- und Hebetechnik GmbH & Co KG)
Rhenus port logistics (Jürgen Plauensteiner, Rhenus Donauhafen Krems)
Lower Danube Cruising Perspectives and Challenges (Radu Comanici)
Development of new international passenger terminals in Serbia - New Destinations for Sustainable Travel (Port Governance Agency, Serbia)
Green Award for inland navigation (Jan Fransen, Green Award)
Greening projects for inland navigation in Europe (Martin Quispel, PLATINA 3)