viadonau, Wirtschaft

Grüner, moderner, besser. Geht es nach viadonau, dem Klimaschutzministerium, der Europäischen Donauraumstrategie und zahlreichen Unternehmen an der Donau muss das die klare Kursrichtung für eine nachhaltige Binnenschifffahrt von morgen sein. Am 15. Mai 2024 nahmen die viadonau Danube Business Talks, unterstützt durch den Hafen Wien, bereits in ihrer sechsten Auflage die Donau als Straße der Chancen in den Fokus und boten am Sitz der viadonau-Zentrale im Wiener TechGate ein ideales Forum für Expertinnen und Experten, um Klartext zu ihrer Zukunft zu sprechen.

Vortragender am Podium vor Publikum

Rund 120 Teilnehmer:innen konnte die sechste Auflage der viadonau Danube Business Talks verbuchen, Foto: © viadonau

Von der Europäischen Strategie für den Donauraum (EUSDR) bis zu nationalen Zielvorgaben und Umsetzungsplänen, wie das Aktionsprogramm des Klimaschutzministeriums, definiert und koordiniert man für die Entwicklung der Wasserstraße als moderner und umweltfreundlicher Verkehrsträger seit vielen Jahren gemeinsame oder auch einander ergänzende Entwicklungsziele. Die Hauptstoßrichtung: die Forcierung der Transportverlagerung von der Straße auf den Wasserweg, der zugleich nachhaltig modernisiert werden soll. Als einer der wichtigsten Multiplikatoren zur politischen Willensbildung und der gemeinsamen Erfolgschancen dient der Europäische Green Deal, der seit 2020 den verkehrs- und umweltpolitischen Rahmen Europas vorgibt. Mit klarem strategischem Fokus wie der 2020 auf den Weg gebrachten „Sustainable and Smart Mobility Strategy“ möchte man den Transport über die Binnen- und Küstenschifffahrt Europas bis 2030 um 25 Prozent steigern.

Zukunftschancen erhöhen durch Modernisierung und Professionalisierung

Während sich der Anteil der Binnenschifffahrt am Modal Split in den vergangenen Jahren kaum veränderte, kann Expertin und EU-Referentin der Generaldirektion für Transport und Mobilität der Europäischen Kommission (DG MOVE), Luca Farkas, wichtige Fortschritte im Rahmen des europäischen Aktionsplans für die Binnenschifffahrt NAIADES III berichten. So werden über die Connecting Europe Facility (CEF) und das Projektprogramm Horizon Europe die Entwicklung und Einsetzung von Zero-Emission-Fahrzeugen und die Förderung alternativer Treibstoffe erfolgreich vorangetrieben. Dies betreffe die Harmonisierung von Standards zu alternativen Treibstoffen ebenso wie die konsequente Umsetzung entsprechender Infrastruktur in den Häfen. Darüber hinaus lege man auch auf Ausbildung, Qualifikationskriterien und der Entwicklung von neuem Know-how, z. B. in Sachen neuartige Antriebe und umweltfreundlichen Schiffsbetrieb, besonderes Augenmerk. Während so die Professionalisierung und Modernisierung die Binnenschifffahrt vorangetrieben werde, widme man sich der fortgesetzten Harmonisierung europaweiter Wasserstraßen-Informationsdienste und einer binnenschiffsorientierten Regulierung des intermodalen Transports.

Grüne Hotspots der Donaulogistik

Dass die Häfen als stationäre Knotenpunkte der Donaulogistik nachhaltige Greening-Maßnahmen auch konsequent umsetzen, bestätigt Peter Rojko vom Hafen Wien anhand konkreter Beispiele: Ausbau der Photovoltaik-Versorgung des Hafens, konsequenter Umstieg auf LED-Beleuchtung, Nutzung von E-Fahrzeugen. Während man sich in grenzübergreifenden Projekten wie dem Horizon Europe Projekt ReMuNet für die rasche Verständigung über alternative multimodale Transportrouten im Europäischen Transportnetzwerk im Falle von Zwischenfällen engagiere, setze man im Horizon Europe Projekt MultiRELOAD auf die Entwicklung möglichst effizienter multimodaler Logistiklösungen. Darüber hinaus treibe man mit dem Vorhaben „H2 meets H20“ den konsequenten Ausbau der Wasserstoffversorgungs-Infrastruktur an der Donau voran.

Schubkraft für die Zukunft – aber mit welchem Treibstoff?

HVO, Methanol oder doch Wasserstoff? Der Zivilingenieur für Schiffstechnik Richard Anzböck berichtet über aktuelle Entwicklungen in Sachen Schiffsdesign-Optimierung, effizienteren Materialeinsatz im Schiffsbau und welche Treibstoffe künftig am wirtschaftlichsten und zugleich umweltfreundlichsten für die Schifffahrt einsetzbar sind: das weit verbreitete LNG oder auch Methanol, die beide bis zu 25 % weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu Diesel ermöglichen? Der emissionsfreie aber energieaufwendig zu gewinnende Wasserstoff? Oder das in Dieselmotoren einsetzbare hydrierte Pflanzenöl HVO100 mit CO2-Reduktion von bis zu 90 %? Neben einer Zusammenschau der Vor- und Nachteile der einzelnen Treibstoffalternativen legen konkrete Betriebs-Beispiele des Experten ein besonders großes Zukunftspotenzial für das bereits vielfach eingesetzte Flüssigerdgas LNG sowie für den viel diskutierten Wasserstoff nahe. Als wesentlicher Faktor für den Erfolg umwelt- und klimafreundlicher Treibstoffe stellt sich einmal mehr die Frage nach einer international geregelten infrastrukturellen Versorgung heraus.

Verlässlichkeit schafft Wettbewerbsfähigkeit

Wie wichtig die qualitätsvolle Instandhaltung der Wasserstraße ist, weiß auch Razvan Banica, Vertriebsmanager bei Transport Trade Services (TTS) Romania. Zwar wachse die rumänische Güterschiffsflotte stetig, gleichwohl könnten geringe Wasserstände von nur knapp über zwei Metern empfindliche Konsequenzen für die Planungs- und Transporteffizienz haben. Aufgrund der geringeren Abladetiefen und der dadurch nötigen häufigeren Fahrten könne dies für einen Konvoi von neun Güterschiffen z. B. im Abschnitt Zimnicea Giurgiu einen Fahrtstrecken-Mehraufwand von insgesamt über 900 Kilometer, einen Treibstoff-Mehrverbrauch von rund 13.000 Liter und eine zusätzliche Reisezeit von bis zu einer Woche bedeuten. Auf Basis der gemeinsamen Handelsinteressen und des europäischen Ziels, die Treibhausgas-Emissionen des Transportnetzes deutlich zu reduzieren seien für die nachhaltige Modernisierung in Sachen Infrastruktur und Schiffstechnik die Kooperation aller Donauländer das A und O.

Apropos Bottleneck: Einem besonders sensiblen Hotspot der vergangenen Jahre – dem deutschen Donau-Abschnitt Straubing-Vilshofen – hat man sich in den letzten Jahren intensiv wasserbaulich angenommen. Die Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft WIGES widmet sich dort neben der Wasserstraßenentwicklung auch der Verbesserung des Hochwasserschutzes. Die wichtigsten Ziele laut WIGES-Planungsexperte Markus Fischer: Gewährleistung von mindestens 2,5 Meter Wassertiefe an wenigstens 200 Tagen im Jahr und die Verbesserung des Hochwasserschutzes von HQ30 auf HQ100. Auf einer Länge von 70 Kilometern werde die Fahrrinne vertieft und auch ökologisch bedeutende Strukturen wie Nebenarme und Inseln instandgesetzt oder neugeschaffen.

Entwicklung auf ganzer Strecke

Von Sanierungen und Verbesserungen an den Schleusen Cernavoda, Agigea, Ovidiu und Navodari sowie an den Liegestellen bei den Häfen Basarabi und Medgidia bis zu den Instandhaltungsaktivitäten im gemeinsamen bulgarisch-rumänischen Donauabschnitt berichten Carmen Manescu und Romeo Soare von der rumänischen Nationalen Gesellschaft für die Verwaltung von Binnenwasserstraßen (ACN) bzw. der rumänischen Wasserstraßenverwaltung (AFDJ). Während Ausbau und Weiterentwicklung der Informations-Infrastruktur sowie des Vermessungsequipments in Projekten wie dem rumänisch-bulgarischen Interreg-Projekt DISMAR – Danube Integrated System for MARking weitergeführt werden, wird in den kommenden Jahren an der Donau auch das internationale, EU-kofinanzierte und von viadonau koordinierte Vorhaben FAIRway Danube II starke Akzente setzen. Mit einem Gesamtbudget von 70 Mio. Euro – davon 47 Mio. Euro EU-Förderung durch die Connecting Europe Facility – wurden bzw. werden dafür fernüberwachte Bojen beschafft, 19 Pegelmessstellen modernisiert, Liegestellen in Aschach, Krems, Wien sowie am Donau-Schwarzmeerkanal aufgewertet und das internationale Wasserstraßen-Monitoring-System WAMOS erweitert.

Verkehrswende als Chance für Erneuerung

Für den ukrainischen Donauschifffahrts-Betrieb UDSC kommt die Transportwende hin zur Wasserstraße einer Renaissance gleich. Wurde die Wasserstraßen-Infrastruktur der Ukraine seit Ende der Sowjet-Ära nicht mehr modernisiert, stammt die Flotte größtenteils noch aus den 1960er und 1970er Jahren. Ein Aufholbedarf, den man laut Olha Tsybulska von UDSC mit Schiffsbauunternehmen wie der Österreichischen Schiffswerften AG (ÖSWAG) zielstrebig abarbeiten möchte. Besonders großes Transportpotenzial an der Donau sehe man im Getreideexport – seit jeher eine der für den Binnenschiffstransport besonders attraktiven Gütergruppen. Derzeit könne man 14 Bargen-Konvois für den Getreidetransport von Serbien und Ungarn nach Constanța mit einer Ladekapazität von bis zu 130.000 Tonnen pro Monat anbieten, Flotte und Kapazitäten aber noch bedarfsgerecht deutlich erweitern. Wichtig: im Rahmen eines vielfältigen Service-Spektrums Anreize anbieten, die die Vorteile des Binnenschiffs und den Umstieg darauf klar hervorheben.

Donau – das Band, das uns verbindet

Von umfassenden Länden-Upgrades inklusive Verbesserung der Energieversorgung – für die man, wie Christoph Kreuzinger von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH herausstellte, im "Industrie Port" Würzburg mit der ersten landstromversorgten Lände für Passagierschiffe 2005 in Deutschland Pionierarbeit leistete – bis zum neuen Modernisierungs-Großprojekt FAIRway Danube II machten die sechsten Danube Business Talks für viadonau-Abteilungsleiter und Experte für internationale Projekte Gert-Jan Muilerman einmal mehr klar, worum es an der Donau gehen muss: enge Kooperation. Die gemeinsame Projektarbeit unter dem Dach der Europäischen Donauraumstrategie sowie auch die Verständigung und Umsetzung gemeinsamer Standards zur Digitalisierung der Wasserstraße ebenso wie zur Professionalisierung und Weiterbildung von Schiffspersonal schaffe am Strom jene Langzeitperspektive und Rahmenbedingungen, die die Binnenschifffahrt als konkurrenzfähige Transportoption im Zuge der europäischen Verkehrswende hin zu nachhaltigen Lösungen braucht.


Präsentationen der Vortragenden zum Download (englisch, PDF)

Keynotes
Turi Fiorito – EFIP, European Federation of Inland Ports

"Setting the Course to Green Inland Navigation"
Christoph Kreuzinger, WVV – Shore Power Systems
Peter Rojko, Port of Vienna
Richard Anzböck – Green Vessels - Concepts for Inland Navigation

"Setting the Course to a good Navigation Status"
Luca Farkas, DG MOVE
Razvan Banica, TTS – Fairway Infrastructure - backbone for sustainable shipping solutions
Michaela Pichler, RWA – Danube navigation: backbone of RWA logistics
Carmen Manescu, ACN / Romeo Soare, AFDJ – Waterway infrastructure achievements in Romania
Markus Fischer, WIGES – Development waterway Straubing-Vilshofen

Multimedia

DAVID forms to facilitate ships border control through the Danube countries (YouTube-Video)
(Danube Region Strategy, EUSDR)

EUSDR – Let's work together for prosperity in the Danube Region! (YouTube-Video)
(Danube Region Strategy, EUSDR)

The revamped Funding & Tenders Portal: what's new? (YouTube-Video)
(EU Science & Innovation)

Improving waterway & inland navigation - Good practices in the Danube Region (Video presentation, YouTube-Video)
(viadonau)

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