Wenngleich die Binnenschifffahrt mit einer konkurrenzlos niedrigen Treibhausgasbilanz besticht, wie Holger Heinfellner vom Umweltbundesamt festhielt, will auch der Sektor selbst klima- und umweltfreundlicher werden. Am 12. Dezember lud viadonau in den LINZ AG Hafen zu einem Workshop für Expertinnen und Experten, der sich diesen Zukunftsfragen widmete. Ziel der Veranstaltung war es, innovative Ansätze und Herausforderungen für eine nachhaltige Schifffahrt zu diskutieren, wirtschaftliche und politische Aspekte und Rahmenbedingungen zu erörtern und technische Erkenntnisse und Ergebnisse aus Pilotprojekten zu präsentieren.
Alternative Kraftstoffe: Chancen und Herausforderungen
Der ganztägige Workshop in Linz fungierte zugleich als Abschlussworkshop der mehrjährigen viadonau-Initiativen „Alternative Kraftstoffe für das Binnenschiff“ und „Grundlagen alternativer Antriebsformen“, deren Erkenntnisse noch einmal final zusammengefasst und gemeinsam bewertet wurden. Im Zentrum zahlreicher Diskussionen zur Zukunft der Binnenschifffahrt stand die Anwendung von Hydriertem Pflanzenöl (HVO) als umweltschonende kurzfristige Treibstoffalternative. Mit einer potenziellen CO2-Reduktion von bis zu 90 % und der Tatsache, dass keine Umrüstung der Schiffsmaschinen notwendig ist, bietet HVO vielversprechende Möglichkeiten. Dennoch, so die viadonau-Expertin Milica Nikolic, seien insbesondere hinsichtlich der Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit für die Schifffahrtsunternehmen noch wesentliche Fragen offen. Dass diese Faktoren entscheidend für die Zukunft der Schifffahrt sind, bestätigt auch Xavier Genton des Unternehmens Consultancy & Trading XNG. Der Experte sprach zudem von einem Wechsel von der „Teller-Tank-Diskussion“ hin zu einer verstärkten Nutzung von Rest- und Abfallstoffen im Rahmen des ReOil-Ansatzes und forderte politische Planungssicherheit sowie die Umstellung auf Einzelnachweise zur Zertifizierung nachhaltiger Kraftstoffe.
Parallel dazu zeigten Pilotprojekte und Studien erste praktische Erfolge. Christian Chirita von viadonau präsentierte die Ergebnisse des viadonau-Projekts, die Anwendung von HVO100 in dem unternehmenseigenen Schiff, der Bad Deutsch-Altenburg, zu testen. Das Projekt unterstreicht die Bedeutung eines breiten Bewusstseins über die Vorteile von HVO in der Schifffahrt und zeigt, dass Einsparungen der effektivste Weg zu mehr Nachhaltigkeit sind.
Die Entwicklung neuer Technologien steht ebenfalls im Fokus. Robert Graf-Potthoff von Rhenus Schiffsmanagement GmbH präsentierte ein Konzept für hybride Containerkoppelverbände, die Wasserstoff-Brennstoffzellen mit Batterien kombinieren. Diese Schiffe sind speziell für Niedrigwasserbedingungen geeignet und können zur Energieeffizienz beitragen, auch wenn deren Wirtschaftlichkeit derzeit noch nicht restlos geklärt ist. Auch Daniel Bell von Kühne und Nagel und Norbert Baumann von Danu Transport präsentierten die Strategien der Schifffahrtsunternehmen.
Wasserstoff bleibt ein wichtiger Bestandteil der langfristigen Strategie. Klaus Oberreiter von Business Upper Austria und Dominik Matheisl des LINZ AG Hafens illustrierten die Produktion von grünem Wasserstoff in Österreich und den geplanten Ausbau des Netzwerkes.
Nachmittags wurden im Zuge der Initiative „Grundlagen alternativer Antriebsformen“ unter Bettina Matzner mit dem Konkurrenzverhältnis zu SAF und der Anbieterseite durch die OMV weitere wichtige Perspektiven im Diskurs erläutert.
Auch wurde einmal mehr klar, dass die nachhaltige Transformation der Binnenschifffahrt eine gut koordinierte Sektorlösung erfordert. Dies umso dringlicher, da die europäische Schifffahrt insgesamt mit unterschiedlichsten Anforderungen an eine klimafreundlichere Zukunft des Verkehrsnetzes konfrontiert ist – von neuartigen Antriebstechniken und Energieeffizienz des Schiffsbetriebs bis hin zu moderner Wasserstraßeninfrastruktur.
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Forschung unabdingbar ist, um die Binnenschifffahrt zu einem klimafreundlichen Verkehrsträger zu entwickeln. Mit innovativen Technologien, der Nutzung alternativer Kraftstoffe und dem gezielten Ausbau der Infrastruktur kann die Branche einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.
Weiterführende Informationen:
viadonau-Initiative “Alternative Treibstoffe mit dem Binnenschiff 2023-2024”