viadonau

Naturparadies, Lebensraum, Energiequelle, Wasserstraße. Mitten in der klimaorientierten Verkehrswende Europas gilt es mehr denn je, den unschätzbaren Mehrwert der Donau nachhaltig zu stärken. Um dem gemeinsamen Kurs für eine ganzheitliche und zugleich integrative Entwicklung an der österreichischen Donau zielsicher in die Zukunft zu folgen, wurde 2023 mit dem Land Niederösterreich in Dürnstein erstmals die Fachtagung „Lebensader Donau – Zukunft im Fluss“ veranstaltet. Am 22. Jänner 2025 folgte nun die zweite Auflage des Events. Top-Themen: effizientere Nutzung der Wasserkraft, flexible Lösungen zur Niederwasserregulierung, Modernisierung der Schifffahrt und ambitionierter Artenschutz für Donau-Störe.

Ca. 100 Teilnehmer:innen auf der Veranstaltung

Rund 100 Teilnehmer:innen beweisen: Entwicklung, Innovation und Vision sind an der Donau gefragt, Foto: © viadonau/Zinner

Hans-Peter Hasenbichler und Harald Hofmann

Donau-Zukunft gemeinsam gestalten. viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler (links) und Harald Hofmann, Leiter der Gruppe Wasser des Landes NÖ, eröffnen die Fachtagung im Stift Dürnstein, Foto: © viadonau/Zinner

Als lebendiger Verkehrsweg ist die Donau in besonderem Maße äußeren Einflüssen unterworfen. Zudem stellen ihr dynamischer Charakter und eine Vielzahl an Nutzungs- und Sicherheitsinteressen – vom verlässlichen Hochwasserschutz über die besonderen Erfordernisse der Energie-Infrastruktur bis hin zur einzigartigen Lebensraum- und Artenvielfalt – außergewöhnliche Anforderungen an ihre verantwortungsbewusste Entwicklung. Klar ist: Sicherheit, Natur und Wirtschaft müssen an und auf der Donau Hand in Hand gehen. Bei der zweiten Auflage der Fachkonferenz „Lebensader Donau – Zukunft im Fluss“ lieferten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Energiewirtschaft und Wasserstraßenverwaltung ein detailreiches Update zu jüngsten Erfolgen und richtungsweisenden Visionen und Zielen, wie die optimierte Nutzung der Wasserkraft, innovative Lösungen zur Niederwasserregulierung oder auch das antriebstechnische Greening der Binnenschifffahrt.

Stromgewinnung: noch mehr Effizienz und Umweltfreundlichkeit

Wasserkraft ist die bedeutendste Energiequelle zur Stromgewinnung in Österreich. Angesichts steigenden Bedarfs und der fortschreitenden Dekarbonisierung ist es für Gerd Frik von VERBUND umso wichtiger, diese in eine besonders effiziente und nachhaltige Zukunft zu führen. So würden aktuell 17 Wasserkraft-Projekte mit entsprechenden Optimierungs-Maßnahmen umgesetzt, wie die Erneuerung von Generatoren und Laufrädern in Ybbs-Persenbeug oder die Modernisierung des Kraftwerks Töging am Inn. Innovativ: Das bereits umgesetzte hybride Konzept am Kraftwerk Wallsee-Mitterkirchen, wo eine PV-Tracker-Anlage in die Energieaufbereitung miteingebunden wurde. Die optimierte ökonomische, technische und ökologische Nutzung der Wasserkraft stand mit der umfangreichen Arbeit des CD-Labors für Sedimentforschung und -management (2017-2024) in den vergangenen Jahren auch im geschärften Fokus der Wissenschaft. In Dürnstein wurden die wichtigsten Erkenntnisse der 2024 mit dem CD-Preis für Forschung und Innovation ausgezeichneten Tätigkeit des CD-Labors unter Leitung von Christoph Hauer, bei der die Donausohle buchstäblich unter die Lupe genommen wurde, präsentiert.

Flexible Infrastruktur: bewegliche Lösung bei Niederwasser

Apropos Donausohle. Dass die Fahrbedingungen auf der Wasserstraße schon auf kleinem Raum für die Schifffahrt positiv beeinflusst werden können, stellte einmal mehr viadonau-Experte für Wasserstraßenmanagement, Michael Kalb, heraus. Seit 2024 wird auf der Donau östlich von Wien der Pilotversuch „Flexible Infrastruktur“ jeweils in Niederwasserperioden durchgeführt. Dabei wird ein Lösungsansatz, der bereits aus dem 19. Jahrhundert stammt, innovativ neu gedacht: Mit Kies beladene Schuten engen – seitlich außerhalb der Fahrrinne positioniert – den Flussquerschnitt ein. So wird die Strömungsgeschwindigkeit erhöht, kurzfristig der Geschiebetransport verstärkt und zugleich die Fahrwassertiefe erhöht. Das Donauwasser wird verstärkt in die Fahrrinne gelenkt. Im Rahmen des internationalen Projekts FAIRway Danube II soll die Methode 2025 auch in Kroatien, Rumänien und Bulgarien erstmals erprobt werden.

Alternative Treibstoffe: Wie wird die Binnenschifffahrt von morgen angetrieben?

Logisch, gute Fahrrinnenverhältnisse erhöhen die Planungssicherheit der Binnenschifffahrt und stärken ihre Vorteile als umweltfreundliche Transportalternative. Gleichwohl gäbe es laut Bettina Matzner und Milica Nikolic, Expertinnen für Donaulogistik bei viadonau, gerade in der Donauschifffahrt noch viele Chancen zur antriebstechnischen Modernisierung. Neben vielen weiteren Schwerpunkten zum Transport auf der Wasserstraße beschäftigen sich Matzner und Nikolic mit wirtschaftlich nutzbaren, umweltverträglichen Treibstoffalternativen wie Wasserstoff, Methanol, HVO (hydriertes Pflanzenöl) und Ammoniak sowie deren Verfügbarkeit und notwendiger Versorgungsinfrastruktur und tauschen sich hierzu intensiv mit Schifffahrts- und Wirtschaftstreibenden aus. Mit dem viadonau-Schubschiff Bad Deutsch-Altenburg, das in einem einjährigen Pilotversuch mit HVO100 angetrieben wurde, liefert man ein erfolgreiches Praxisbeispiel und verweist auf ein hervorragendes Resultat von 88 Prozent eingesparter CO2-Emissionen gegenüber Diesel bei 17.000 Liter insgesamt getanktem HVO.

Fischartenschutz: mit LIFE-Boat 4 Sturgeon mehr Leben in den Fluss bringen

Auch die Natur an der Donau soll nachhaltig Fahrt aufnehmen. Neben bedeutenden ökologischen Renaturierungserfolgen der letzten Jahre in der Wachau, an der Traisen, östlich von Wien sowie an March und Thaya werden aktuell auch wichtige Ziele für den Fischartenschutz umgesetzt. So sollen im Rahmen des von der Universität für Bodenkultur Wien gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, der Stadt Wien und viadonau initiierten Vorhabens LIFE-Boat 4 Sturgeon rund 1,6 Millionen 
Störe von vier an der Donau bedrohten Störarten in Wien gezüchtet und in der Donau ausgewildert werden. Das von viadonau zur Verfügung gestellte ehemalige Steintransportschiff MS Negrelli wurde dafür 2024 zur schwimmenden Aufzuchtstation umgebaut und wird noch heuer im Frühjahr in neuer Funktion seinen Betrieb an der Wiener Donauinsel aufnehmen. Für BOKU-Experte Thomas Friedrich dabei besonders wichtig: Die Schaffung einer lebendigen Gendatenbank mit Muttertieren für die drei großen Störarten Waxdick, Sternhausen und Hausen.

Hochwasserschutz: gestern, heute, morgen

Nicht erst seit der Hochwasser-Katastrophe im September 2024, die insbesondere Ostösterreich hart getroffen hatte, ist verlässlicher Hochwasserschutz einer der bedeutendsten Schwerpunkte in der Entwicklung der Donau. Severin Hohensinner und Gertrud Haidvogl vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU Wien betrachteten das Donauhochwasser 1954 in der historischen Retrospektive. Sie erhoben den Wandel des Sicherheitsverständnisses am Strom und den Einfluss baulicher Eingriffe. Während das Jahrhunderthochwasser wichtige wirkungsvolle Hochwasserschutzmaßnahmen anstieß, wie den Bau der Donauinsel in Wien, seien zugleich wertvolle Überschwemmungsflächen für das Wasser im Hochwasserfall verloren gegangen – rund 200 Quadratkilometer zwischen 1954 und 2020. Der Appell der BOKU-Expertin bzw. des -Experten: Integrativer Hochwasserschutz müsse als Teil multifunktionaler Metaökosysteme umgesetzt werden.

Renaturierung: Think big!

Flüsse bewegen Menschen – praktisch und gefühlsmäßig. Ebenso wie Sonja Bettel, Wissenschaftsjournalistin und Mitgründerin des RiffReporter-Magazins „Flussreporter“, betonte auch Ulrich Eichelmann von der Naturschutzorganisation Riverwatch die besondere emotionale Verbindung zwischen Mensch und Fluss, die nicht nur in der historischen gesellschaftlichen Wahrnehmung durch die Jahrhunderte zum Ausdruck komme, sondern auch in den ganz persönlichen Erfahrungen eines vom Gewässer geprägten Lebens. Bei der nachhaltigen Entwicklung von Flüssen gelte es, mutige Lösungsansätze zu wählen und in großen Dimensionen zu denken, damit sie wieder jene Kraft erlangen, mit der sie eine vielfältige Flusslandschaft selbständig gestalten können. 

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