viadonau, Wirtschaft

Am 1. Dezember wurde Krems zu einem besonders anziehenden Gravitationspunkt für Akteur:innen der wirtschaftlichen Entwicklung der Donau. Neben der Bau- und Schifffahrtsbesprechung stand auch die konkrete Statusabfrage in Sachen High-&-Heavy-Verlagerung auf das Binnenschiff auf dem Programm. Vor dem Hintergrund der seit Jänner 2022 ergänzten Regelung von Straßensondertransporten in Österreich lud viadonau-Expertin für Transportentwicklung Bettina Matzner im viadonau-Servicecenter in Krems zu aktuellen Einschätzungen.

Vortragende Bettina Matzner (viadonau) in Konferenzraum mit Publikum

Für mehr Schwergut auf der Wasserstraße. viadonau-Expertin Bettina Matzner bringt die Transport-und-Logistik-Player in Krems zusammen. Foto: © viadonau

Güterschiff mit übergroßer Ladung in Schleuse

Ein starkes Argument für die Wasserstraße. Was die Straße nicht kann, schafft die Donau leicht. Foto: © viadonau

Bettina Matzner und Gerhard Wagner vor Publikum im Gespräch

Die Donau muss als Transportoption noch bekannter aber auch planungssicherer werden. Experten wie Gerhard Wagner (BOLK Transport) sprachen in Krems Klartext. Foto: © viadonau

Auf der Wasserstraße darf es auch mehr sein

Seit 1. Jänner 2022 gelten in Österreich verbindliche Vorgaben zum Sondertransport, die dazu verpflichten, jene Transporte, die im grenzüberschreitenden Verkehr die Wasserstraße nutzen könnten, diese auch entsprechend einzubinden. Dies betrifft Sondertransporte von mindestens 160 Tonnen Gesamtgewicht oder einer Höhe größer als 4,50 Meter oder einer Breite größer als 5,60 Meter. Zudem sollte die Transportstrecke mindestens einen Grenzübertritt beinhalten. Die Nutzung der Wasserstraße muss in der Transportplanung vorab geprüft und ein Gesamtkostenvergleich der nutzbaren Verkehrsträger bzw. ihrer Kombination erstellt werden. Neben den ökologischen Vorteilen des Binnenschiffs mit einem besonders günstigen Emission-Kapazitätsverhältnis hat man auch die Entlastung und Sicherheit der Straße im Blick. Ausdrückliche Unterstützung findet die Neuregelung von Sondertransporten daher auch beim Straßenbetreiber ASFINAG. Experte Julian Pöll bestätigt: Die in der Neuregelung festgelegten Parameter seien die richtige Herangehensweise. Auf der Straße habe man es im Verlauf von nur etwa zehn Jahren heute mit einer Verdoppelung der Transportanträge und einer Vervierfachung der Baustellen zu tun. Die Straße sei dadurch permanent an ihrer Belastungsgrenze. Die Donau könne als leistungsstarke Alternative mit der Übernahme zumindest eines Teils des Schwergutaufkommens Entlastung bringen.

Zuspruch erfährt die Neuregelung von Sondertransporten auch vonseiten der WKÖ, die sich im Rahmen der viadonau-Schwerpunktinitiative „High-&-Heavy-Transporte mit dem Binnenschiff“ an der Ausarbeitung neuer Impulse für die Wasserstraße intensiv beteiligte. Vorsichtige Zurückhaltung über den Erfolg dieses Vorstoßes ist bei Johann Fellner vom Fachverband „Fahrschulen und Allgemeiner Verkehr“ rasch der Überzeugung gewichen. Für den langjährig erfahrenen Verkehrsexperten ist die Neuregelung die notwendig klare Lösung. Die Binnenschifffahrt sei nicht nur eine nachhaltige und sehr flexible Alternative. Sie bringe die Transportwirtschaft am Strom zusammen und fördere neue nachhaltige Transportlösungen, die auf der Donau eine besondere, europäische Dimension annehmen. 

Mehr Aufmerksamkeit für Anreize 

Dass beim Umschlag von Schwerguttransporten dennoch viel Luft nach oben herrsche, wenn es um konkrete Umsetzungen geht, gab Gerhard Wagner von BOLK Transport zu bedenken. Der Umschlagsprofi weiß: Vor allem bei speziellen Gütern wie Teilen für Windkraftanlagen erweise sich die Kapazität des Binnenschiffs als unersetzlich. Gleichwohl sei die Schifffahrt als leistungsstarke Option bei Speditionen noch wenig bekannt, die Planbarkeit aufgrund wechselnder Fahrwasserbedingungen schwieriger und der LKW-Transport zumeist noch deutlich günstiger. Die Neuregelung trage zwar dazu bei, die Aufmerksamkeit für das Binnenschiff weiter zu steigern, dennoch müsse noch viel Informationsarbeit geleistet werden. 

Nutzungsanreize in Sachen Leistungsfähigkeit und Infrastruktur gäbe es indes genug. Beispiele dafür gaben Ralf Jina von der First-DDSG-Logistics Holding und Jürgen Plauensteiner von Rhenus Donauhafen Krems. Mit der Erfahrung aus 190 Jahren betreibt die DDSG heute mit rund 200 Einheiten Schifffahrt auf der Donau. Die Schwerguttransporte reichten laut Jina von Windkraftteilen über Tanks und Kräne bis hin zu Teilen von Kraftwerksanlagen. In den Häfen als zentrale Umschlagsknoten braucht es dafür viel Maschinenkraft. Bis zu 50 Tonnen schwere Teile können zum Beispiel im Hafen Krems per Kran jeweils umgeschlagen werden. Neben den seit vielen Jahren erfolgreich betriebenen Umschlägen von Windenergieanlagen seien laut Jürgen Plauensteiner von Rhenus Donauhafen Krems mithilfe der starken Hafeninfrastruktur auch seltene, besonders anspruchsvolle Anforderungen umsetzbar, wie Flugzeugrümpfe oder sogar der Transport eines Schiffes im Schiff.

Neuregelung nimmt Fahrt auf

Initiatorin und unermüdlicher Motor der High-&-Heavy-Initiative bei viadonau, Bettina Matzner, zieht eine positive Bilanz zu fast einem Jahr Sondertransport-Neuregelung in Österreich. Durch die gelungene Zusammenarbeit mit sämtlichen beteiligten Akteur:innen aus Wirtschaft und Politik gelang ein klares Regelwerk, das nicht nur den nötigen Druck zum Umdenken erzeuge, sondern mit der Donau vielen Wirtschaftstreibenden eine Transportoption aufzeige, die möglicherweise bislang kaum beachtet wurde. Die positiven Beispiele aus der Wirtschaft und der lebendige Austausch zur weiteren Entwicklung von Transporten, bei denen die Donau eine wachsende Rolle spielt, seien eindeutige Zeichen des Erfolgs. Das schaffe schließlich auch mehr Verantwortungsbewusstsein und stärke den gemeinsamen Weg Europas hin zur Klimaneutralität bis 2050.