Wo Herausforderungen „beweglich“ sind, müssen es auch entsprechende Lösungen sein. Nach diesem klaren Motto verknüpft viadonau mit sogenannter „flexibler Infrastruktur“ zur gezielten Beeinflussung der Schifffahrtsbedingungen auf der Donau eine alte Idee mit modernem, treffsicheren Wasserstraßenmanagement. Am 27. August startete der Pilotversuch an der Furt „Rote Werd“, einem traditionell kritischen Seichtstellenbereich für die Donauschifffahrt.
Östlich von Wien – Testgebiet und konkretes Einsatzfeld
In Österreich weist die Donau auf ihrem freifließenden Abschnitt östlich von Wien die meisten Seichtstellen auf. Kommt es zu ausgedehnten Niederwasserperioden, können diese für die Schifffahrt schnell zu gefährlichen Fehltiefen werden, die durch Nassbaggerungen im Rahmen des proaktiven Wasserstraßenmanagements von viadonau regelmäßig beseitigt werden. Der dabei gebaggerte Kies wird dem Strom in weiterer Folge – ökologisch sinnvoll – wieder zugegeben. Um die Erhaltung der Fahrrinne effizienter und zugleich noch wirkungsvoller und bedarfsorientierter zu gestalten, strebt das Unternehmen die Einbindung „flexibler Infrastruktur“ in das flussbauliche Maßnahmen-Spektrum des Wasserstraßenmanagements an.
Methode und Wirkung
Unmotorisierte Schiffseinheiten (Transportschuten) werden mit Kies aus Erhaltungsbaggerungen beladen, seitlich außerhalb der Fahrrinne positioniert und mit mehreren schweren Ankern gesichert. Für die Manipulation der beladenen Transportschuten ist ein Schubschiff zur Positionierung am Einsatzort vonnöten. Durch die Nutzung der Schuten als flexible Infrastruktur soll in Niederwasserperioden das Donauwasser verstärkt in die zentrale Fahrrinne gelenkt werden, wo es dann aufgrund höherer Fließgeschwindigkeiten zu weniger Kies-Ablagerungen kommt und so der Baggeraufwand in Seichtstellenbereichen reduziert wird. Das Aufsetzen der Transportschuten auf den Donaugrund bei sinkendem Wasserstand ist dabei ein gewollter Effekt. Für ein je nach Bedingungen optimales Wirkungspotenzial werden zukünftig voraussichtlich bis zu drei aneinandergekoppelte Schuten eingesetzt. Um den Effekt genau zu dokumentieren und zu analysieren, wird der nun gestartete Pilotversuch über einen Zeitraum von vier Jahren laufen.
Internationales Einsatzpotenzial und Klimafokus
Im Rahmen des jüngst gestarteten internationalen Projekts FAIRway Danube II, kofinanziert durch die Connecting Europe Facility (CEF) der Europäischen Union, soll der Pilotversuch vorab wichtige Erkenntnisse auch für eine Umsetzung in den Ländern der mittleren und unteren Donau im Laufe des Jahres bringen. Der erweiterte internationale Fokus liegt auch der globalen Klima-Herausforderung zugrunde. Mit Fortschreiten der klimatischen Veränderungen werden eine Zunahme von extremen Wetterereignissen und ein häufigeres Auftreten von Niederwasserperioden erwartet. Der Pilotversuch wird in der Praxis also auch untersuchen, ob „flexible Infrastrukturelemente“ dazu geeignet sind, auf durch den Klimawandel verursachte Effekte zu reagieren und so zu einer Modernisierung und Weiterentwicklung des Wasserstraßenmanagements in Österreich und an der gesamten Donau beizutragen.
Die als „flexible Infrastruktur“ eingesetzten Transportschuten sind gemäß Wasserstraßenverkehrsordnung gekennzeichnet und mit entsprechenden Tafeln versehen, die darauf hinweisen, dass das Anlegen und Betreten derselben verboten ist.