Wirtschaft, Umwelt

Mit dem Abschlussevent in Rotterdam am 5. Februar 2016 ging das Projekt PLATINA 2 erfolgreich über die Ziellinie. Zu diesem Anlass standen die wichtigsten Ergebnisse des Projekts, aber auch aktuelle Entwicklungen und Innovationen aus dem Bereich der europäischen Binnenschifffahrt im Fokus. Von 2013 – 2016 widmete sich das von viadonau koordinierte Projekt der Erschließung neuer Märkte, der technologischen Modernisierung der Binnenschifffahrt, der Verbesserung von Aus- und Weiterbildung sowie der Weiterentwicklung des Wasserstraßenmanagements auf europäischer Ebene. Unter anderem wurden, geleitet von viadonau und in Kooperation mit internationalen Partnern, ein Good Practice-Handbuch zur Instandhaltung der Wasserstraße und eine Studie zu neuen Märkten im Donauraum erarbeitet.

Foto: © viadonau/Andi Bruckner

Bereits im Jahr 2006 initiierte die Europäische Kommission das Aktionsprogramm NAIADES für die Weiterentwicklung der Binnenschifffahrt in Europa. Die zur Verwirklichung des Aktionsprogramms ins Leben gerufenen Umsetzungsprojekte PLATINA 1 sowie dessen Nachfolger PLATINA 2 widmeten sich aktuellen Herausforderungen der Binnenschifffahrt und setzten sechzig zielgerichtete Entwicklungsmaßnahmen in den Bereichen Infrastruktur, Märkte, River Information Services (RIS) und Human Resources um.

Good Practice-Handbuch zur Instandhaltung der Wasserstraße
Kontinuierliche Instandhaltungsarbeiten sind entscheidend für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstraße; sie werden in vielen europäischen Ländern jedoch nicht mit der notwendigen Priorität umgesetzt. Daher machte PLATINA 2 auf das vorhandene Potenzial zur Verbesserung von Effizienz und Wirksamkeit der Wasserstraßeninstandhaltung auf europäischer Ebene aufmerksam. Besonders wichtig dabei: der zielgerichtete Erfahrungsaustausch zwischen internationalen Expertinnen und Experten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Good Practice-Handbuch zur Instandhaltung der Wasserstraße zusammengefasst.

Neue Märkte im Donauraum erschließen
Ein wichtiges Ziel von PLATINA 2 war es zudem, das Potenzial der Binnenschifffahrt für spezifische Gütergruppen zu ermitteln und dafür unterstützende Maßnahmen zu setzen. So wurden etwa High & Heavy-Güter, erneuerbare Rohstoffe sowie Recyclingprodukte als für den Binnenschiffstransport besonders geeignete Gütergruppen identifiziert. Um dieses Potenzial noch zu steigern, setzten die Projektpartner von PLATINA 2 auf gezielte Bewusstseinsbildung für die Binnenschifffahrt, wichtige Industriestandorte im Umfeld von Häfen und vor allem die Schaffung optimaler Transportbedingungen entlang der Wasserstraße. 

Anreize schaffen für den Transport per Binnenschiff in Nordwesteuropa
Das Binnenschiff hat bereits einen großen Anteil am Transportaufkommen in Nordwesteuropa. Im Vergleich zum gesamten kontinentalen Verkehr ist die Binnenschifffahrt jedoch trotz kontinuierlich besser werdenden Verbindungen kaum präsent. Untersuchungen im Rahmen von PLATINA 2 ergaben, dass die Hauptursache dafür vor allem im geringen Einsatz von für die Binnenschifffahrt geeigneten Frachtcontainern liegt. Die Mehrzahl der Containertransporte führt von den Hochseehäfen direkt ins Hinterland, ohne die Wasserstraße zu nutzen. Hier besteht offensichtlich eine Kluft zwischen der Transportnachfrage und dem  derzeit vorhandenen Angebot, das die Binnenschifffahrt bietet.

Verlässliche Emissionsdaten für die präzise Berechnung von externen Kosten der Binnenschifffahrt
Mittels einer Qualitätsanalyse der Daten, die auf EU-Ebene zur Berechnung von Emissionen und externen Kosten der Binnenschifffahrt verwendet werden, wurden  im Rahmen von PLATINA 2 vorhandene und noch benötigte Informationen klar identifiziert. Basierend darauf erarbeiteten die Projektpartner mit dem Binnenschifffahrtssektor abgestimmte Empfehlungen, wie vorhandene Informationslücken bei externen Kosten von Treibhausgasemissionen geschlossen werden können.

Greening Toolkit weist den Weg zur grünen Schifffahrt
Um Schifffahrtstreibenden  robuste Umwelttechnologien sowie deren Kosten und ihr Potenzial zur Emissionsreduktion aufzuzeigen, wurde im Rahmen von PLATINA 2 ein „Greening Toolkit“ entwickelt. Dieses einfach anzuwendende Online-Tool hilft Schiffseignern dabei, zu testen, wie ihre Schiffe an die Anforderungen künftiger Emissionsgesetzgebung angepasst werden können. Zugleich erlaubt es Produzenten, ihre Umwelttechnologien zu präsentieren und gibt Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik einen Überblick über Kosten und Potenzial von Maßnahmen zur umweltfreundlichen Modernisierung verschiedenster Schiffstypen.

Förderung der Binnenschifffahrt in Logistikausbildung und Simulationsstandards
Um die Anforderungen an den Transport mit dem Binnenschiff effizient zu bedienen, ist die Qualität der Ausbildung besonders wichtig. Für eine fachorientierte Kompetenzförderung im Schifffahrtssektor widmete sich PLATINA 2 drei bedeutenden Ausbildungsbereichen: der Entwicklung technischer Standards für Schiffssteuerungssimulatoren, einem Konzept für elektronische Dienst- und Logbücher sowie der Erstellung von Lernmaterialien für zukünftige Transportlogistikerinnen und –logistiker.

Am Horizont
Das gemeinsame Engagement aller Beteiligten in PLATINA 1 und 2 endet nicht mit dem Projektabschluss. Anknüpfende Aktivitäten wurden bereits aufgesetzt, wie das EU-Projekt PROMINENT, das Europäische Innovationsnetzwerk für die Binnenschifffahrt (EIBIB), weitere Untersuchungen  zum Marktpotential, die Arbeit an der Digital Inland Navigation Area (DINA) sowie eine Studie zur Spezifikation des „Good Navigation Status“.

Der Konferenzbericht der Abschlussveranstaltung von PLATINA 2 enthält eine Zusammenfassung sämtlicher Reden, Vorträge und Workshops und bietet spannende Einblicke in die wichtigsten Ergebnisse des Projekts sowie in die Diskussionen über die Zukunft der Binnenschifffahrt.