Auf der Nachfrageseite des Binnenschifffahrtsmarktes befinden sich vorwiegend verladende Unternehmen, also Industrieunternehmen, welche Güter beziehen oder versenden. Andererseits agieren hier aber auch Speditionen und Logistikdienstleistungsunternehmen, welche Transporte für Dritte übernehmen.

Traditionelle Märkte der Donauschifffahrt

Aufgrund der Fähigkeit, große Transportmengen in einer Schiffseinheit zu transportieren, ist das Binnenschiff besonders für Massengüter geeignet. Richtig geplant und eingesetzt, können im Vergleich zu Lkw oder Bahn Transportkosten gespart werden, wodurch sich die längeren Transportzeiten kompensieren lassen. Vor allem für den Transport großer Ladungseinheiten von Waren mit geringem Wert ist das Binnenschiff ideal.

Voraussetzung hierfür ist ein hochwertiges Logistikangebot entlang der Wasserstraße (Umschlag, Lagerung, Verarbeitung, Sammlung/Verteilung). Zahlreiche Unternehmen nutzen die Donauschifffahrt als fixen Bestandteil ihrer Logistikketten. Die Massenleistungsfähigkeit des Binnenschiffs wird derzeit vor allem von der Metallindustrie, der Land- und Forstwirtschaft und der Mineralölindustrie genutzt.

Die Binnenschifffahrt ist für die Stahlindustrie ein äußerst wichtiger Verkehrsträger. Erze stellen beispielsweise auf der österreichischen Donau 25–30 % des gesamten Transportvolumens dar. Auch Halbfertig- und Fertigwaren wie z. B. gerollte Stahlbleche (Coils) können aufgrund ihres hohen Gewichts ökonomisch mit dem Binnenschiff transportiert werden.

Das wichtigste Unternehmen der Stahlbranche in Österreich ist die voestalpine mit Sitz in Linz. Diese betreibt einen Werkshafen am unternehmenseigenen Standort mit einem jährlichen wasserseitigen Umschlag von 3 bis 4 Mio. t. Der Hafen ist zugleich der bedeutendste Hafen Österreichs, da er in den letzten Jahren für fast die Hälfte des wasserseitigen Umschlags in Österreich verantwortlich zeichnete. Weitere wichtige Standorte der Stahlproduktion liegen im Donauraum in Dunaújváros/Ungarn (ISD Dunaferr Group) und Galati/Rumänien (ArcelorMittal).

Die Nachfrage und damit auch die Güterströme des land- und forstwirtschaftlichen Sektors können von einem Jahr auf das nächste stark variieren. Die Landwirtschaft ist sehr stark von Witterungsverhältnissen (Niederschlag, Temperatur, Sonnentage pro Jahr) abhängig. Wenn es in einer Region aufgrund einer schlechten Wettersituation zu Ernteausfällen kommt, kann dies zu einem erhöhten Transportaufkommen führen, um den Bedarf in der betroffenen Region zu decken. Auf der Donau werden hauptsächlich Getreide und Ölsaaten transportiert. Auch Holztransporte nach Österreich gewinnen aufgrund des zunehmenden Bedarfs von verarbeitender Industrie und Biomasseanlagen an Bedeutung.

Land- und forstwirtschaftliche Produkte machen in Summe rund 20 % des jährlich auf der österreichischen Donau transportierten Volumens aus. Zahlreiche Betriebe, die mit Agrargütern handeln oder diese weiterverarbeiten (z. B. Stärke, Nahrungs- und Futtermittel, biogene Treibstoffe, Holzprodukte) sind in Österreich direkt an der Wasserstraße angesiedelt. Viele Unternehmen haben bereits Werksländen errichtet oder sich in einem Hafen niedergelassen und betreiben dort ihre Silos oder Verarbeitungsanlagen. Dies macht einen Binnenschiffstransport ohne Vor- oder Nachlauf möglich, wobei die Unternehmen von besonders niedrigen Transportkosten profitieren.

Erdölerzeugnisse der Mineralölindustrie machen auf der österreichischen Donau weitere 20 % des gesamten Transportaufkommens aus und stellen daher einen sehr wichtigen Markt dar. Im Donauraum befinden sich zahlreiche Raffinerien an oder in der Nähe der Donau.

Neben Pipelines ist das Binnenschiff aufgrund seiner Massenleistungsfähigkeit, der geringen Transportkosten und der hohen Sicherheitsstandards für den Transport von Mineralölprodukten prädestiniert. Mit einer einzigen Ladung eines Tankschiffs können rund 20.000 Pkw voll betankt werden.

Mineralölprodukte und deren Derivate sind als Gefahrgut definiert, weshalb für deren Transport spezialisierte Schiffseinheiten mit entsprechenden Sicherheitseinrichtungen eingesetzt werden. Besonders relevant für die Tankschifffahrt sind europäische Vorschriften sowie die nationale Gefahrgutgesetzgebung.

Weitere branchenspezifische Potenziale der Donauschifffahrt

Neben den traditionellen Massenguttransporten gibt es einige Branchen, in denen hochwertigere Produkte transportiert werden, welche aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen eine größere Herausforderung darstellen, aber gleichzeitig hohes Potenzial für die Weiterentwicklung der Logistikservices entlang der Wasserstraße bieten.

Für Spezialtransporte, d. h. Transporte von Schwer- und Übermaßgütern (High & Heavy) wie z. B. Baumaschinen, Generatoren, Turbinen oder Windkraftanlagen, sind Binnenschiffe aufgrund ihrer Abmessungen und der verfügbaren Infrastruktur bestens geeignet. Der große Vorteil gegenüber der Straße besteht darin, dass keine Anpassungen der Verkehrswege, wie z. B. Demontage von Ampeln und Wegweisern oder eine Schutzabdeckung von Pflanzen, erforderlich sind. Auch die Belastungen der Allgemeinheit durch Straßensperren, Überholverbote oder Lärmbelästigung entfallen beim Transport per Binnenschiff.

Auch für die Bündelung, Lagerung und Verarbeitung von biogenen (nachwachsenden) Rohstoffen (z. B. Getreide, Ölsaaten, Holz) stellt die Donau bereits heute eine europaweit bedeutende Logistikachse dar. Die zunehmende Knappheit nicht erneuerbarer Ressourcen und der damit verbundene Aufbau von neuen, branchenübergreifenden Wertschöpfungsketten (z. B. Nahrungs- und Futtermittelindustrie, chemische Industrie, Energieerzeugung) erzeugen neue Transporte auf der Donau. Durch eine gezielte Verbesserung des Logistikangebots an der Donau (Hafeninfrastruktur, spezielles Umschlagequipment) und den Einsatz des Binnenschiffes entlang der rohstoffintensiven Wertschöpfungsketten können Transportkosten reduziert und die negativen Effekte auf die Umwelt minimiert werden. Grundvoraussetzung hierfür sind den hohen Anforderungen der Güter entsprechende Logistikketten.

Recyclingprodukte sind meist Massengüter von relativ geringem Wert und werden daher in der Regel nicht mit zeitkritischen Transporten in Verbindung gebracht. Aufgrund dieser Eigenschaften stellen Binnenschifftransporte in der Abfallwirtschaft eine interessante Alternative zu Bahn und Lkw dar. Grundsätzlich können alle Reststoffe per Binnenschiff transportiert werden, egal ob als Schüttgut oder als Stückgut in Behältern. Die direkt an der Donau gelegenen Ballungszentren (z. B. Wien, Bratislava, Budapest, Belgrad) sind zuverlässige Lieferanten von Altmetallen, Altplastik, Altglas und anderen Reststoffen. Auch die energetische Nutzung durch Reststoffheizkraftwerke führt zu einem zusätzlichen Bedarf an Altstofftransporten.

Für die Baustoffindustrie kann in Mittel- und Südosteuropa weiterhin mit einer günstigen Entwicklung gerechnet werden. Dies liegt hauptsächlich am hohen Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf der Infrastruktur, aber auch der Hoch-, Tief- und Wohnbau spielen eine wichtige Rolle. Die daraus resultierenden Transportvolumina und der zunehmende Warenaustausch mit Südosteuropa lassen ein hohes Potenzial für die Binnenschifffahrt vermuten. Das Binnenschiff kann sowohl bei Massengütern (z. B. mineralische Rohstoffe) als auch bei Stückgütern (z. B. Baumaterialien, Baumaschinen) zum Einsatz kommen.

In der Automobilindustrie bestimmen Begriffe wie Just-in-time oder Just-in-sequence unter anderem über Erfolg und Misserfolg in dieser Branche. Aufgrund der langen Transportzeiten spielt das Binnenschiff hier nur für den Transport von weniger zeitkritischen Komponenten eine Rolle in der Logistikkette. Aufgrund der hohen Dichte an Produktionsstandorten im Donauraum (z. B. in der Slowakei und in Rumänien) können durch den Einsatz von RoRo-Schiffen beim Transport von Neuwagen jedoch verkehrsträgerspezifische Potenziale genutzt werden (hohe Transportkapazität, niedrige Transportkosten).

Derzeit werden auf der Donau vor allem große Mengen an Düngemitteln transportiert. Diese machen circa 10 % des gesamten Transportvolumens auf der österreichischen Donau aus. In unmittelbarer Nähe von Raffinerien befinden sich häufig Standorte der petrochemischen Industrie, die aus Erdölderivaten Kunststoffe oder andere erdölbasierte Produkte erzeugen. Auch in diesem Marktsegment kann die Donauschifffahrt aufgrund ihrer Massenleistungsfähigkeit optimal eingesetzt werden. Vorbedingung hierfür sind jedoch kostengünstige Konzepte für den Vor- und Nachlauf. Der kombinierte Verkehr stellt neben dem Aufbau von Lagern für Massengut eine interessante Möglichkeit dar, um das Binnenschiff in die Logistikketten der chemischen Industrie zu integrieren.