Anlässlich der baulichen Fertigstellung des Uferrückbaus in der Hainburger Au fand am 11. März 2025 eine Begehung durch das gemeinsame Projektteam der BOKU und von viadonau statt.
Der Uferrückbau ist Teil des EU-geförderten Forschungsprojekts MERLIN zur Wiederherstellung von Europas Süßwasser-Ökosystemen. Die Maßnahme an der Donau soll die Möglichkeiten der Renaturierung von Wasserstraßen aufzeigen. Diese leistet einen weiteren Beitrag zur Aufwertung des Lebensraums und zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Nationalpark Donau-Auen.
Durchgeführte Arbeiten
Auf einer Länge von insgesamt 920 Meter wurde die Steinsicherung komplett entfernt. Etwa 8.000 Kubikmeter Wasserbausteine wurden aus dem Nationalpark abtransportiert. Für die Arbeiten mussten etwa 40.000 Kubikmeter Feinsedimente, welche die Ufersicherungen verdeckten, umgelagert werden. Alice Kaufmann war bei viadonau für die Bauabwicklung verantwortlich: „Gleich zu Beginn der Bauarbeiten haben wir eine weitere, uns bislang unbekannte Uferbefestigung gefunden. Um das Ziel einer vollständigen Renaturierung zu erreichen, haben wir uns zu einer Erweiterung des Bauvorhabens entschlossen. So wurden aus den geplanten 800 Meter schließlich 920 Meter, auf denen die harte Steinverbauung der Donau komplett entfernt werden konnte. Eine weitere Herausforderung war die hohe Wasserführung der Donau im Jahr 2024, welche die Baufertigstellung erheblich verzögerte. Umso schöner, jetzt diesen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben.“
Von den beiden Traversen, die im Rückbaubereich zwei natürliche Grabensysteme von der Donau abtrennten, konnte eine entfernt und eine weitere deutlich abgesenkt werden, wodurch bei höheren Wasserständen die Renaturierung tiefer in den Auwald hineinwirken kann.
Den Feinschliff übernimmt die Donau
Unmittelbar nach dem Abzug der Baumaschinen und bei sehr niedrigem Wasserstand ergibt sich derzeit noch ein sehr „aufgeräumtes“ Bild, aber das wird nicht so bleiben. Denn ab sofort übernimmt die Donau den Feinschliff. Höhere Wasserstände werden das aufgelockerte Feinsediment abtragen und den darunterliegenden Kies freilegen. Es werden flache Kieszonen und Steilwände in den feineren Sedimentschichten entstehen. Um diesen Prozess zu unterstützen, wurde entlang des Uferrückbaus ein Initialgraben geschaffen.
Silke-Silvia Michelitsch koordiniert die wissenschaftlichen Aspekte des Projekts: „Der Fluss kann das Ufer nun selbst gestalten. Wir werden die weitere Entwicklung beobachten, und es sind in MERLIN auch noch Untersuchungen entlang des neuen Ufers vorgesehen. Mit den hier gewonnenen Erfahrungen kann für künftige Wasserbauvorhaben gelernt werden.“
Renaturierung der Wasserstraße Donau
Der Uferrückbau ist Teil des flussbaulichen Maßnahmenkatalogs für die Donau östlich von Wien. Mit seiner Fertigstellung werden zwei große, bereits bestehende Renaturierungsprojekte noch einmal deutlich erweitert: Der Uferrückbau Thurnhaufen gegenüber der Stadt Hainburg sowie die erst 2021 erfolgte Wiederanbindung des Spittelauer Nebenarmsystems im Rahmen des Projekts Dynamic LIFE Lines Danube. Der Rückbau fand unmittelbar stromab der Ausströmöffnung des Nebenarms statt, sodass hier nun großes Potential für eine noch ursprünglichere Fluss-Auenlandschaft entstanden ist. Diese umfangreichen Rückbaumaßnahmen sind möglich, ohne die Schifffahrt auf der internationalen Wasserstraße Donau zu beeinträchtigen. Das ist eine der Kernbotschaften, die sich aus diesem Projekt ergeben.
Das MERLIN Projekt geht in die letzte Phase
MERLIN ist ein europaweites Forschungsprojekt, kofinanziert durch das HORIZON-2020-Programm der EU. 47 Partnerorganisationen arbeiten gemeinsam daran, Grundlagen für eine noch wirkungsvollere Renaturierung von Süßwasser-Ökosystemen zu schaffen. Geforscht wird insbesondere auch anhand der konkreten Umsetzung von 17 Vorzeigeprojekten entlang von Bächen und Flüssen, in Seen und Mooren. Für das österreichische Vorzeigeprojekt sind die Wasserstraßengesellschaft viadonau als „Umsetzungspartner“ sowie das Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement IHG der BOKU als „Wissenschaftspartner“ beteiligt. Bis März 2026 sollen die Ergebnisse des MERLIN-Projekts vorliegen.
Weiterführende Informationen:
- Projekt-Website: https://project-merlin.eu/
- Zum Uferrückbau: https://www.viadonau.org/unternehmen/projektdatenbank/merlin
- Zum Maßnahmenkatalog Donau östlich Wien: lebendige-wasserstrasse.at