Mit Erfahrung in die Zukunft. Unter dem Titel „Lebensader Donau – Zukunft im Fluss“ blickte das Land Niederösterreich am 21. Juni im Stift Dürnstein mit Expertinnen und Experten sowie Akteur:innen aus den verschiedensten Fach- und Verantwortungsbereichen in Wissenschaft, Umwelt, Energieversorgung, Wasserstraßenverwaltung und Hochwasserschutz auf Erfolge und Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit und zugleich in ein innovatives Morgen an der Donau. Mit wertvollen Erkenntnissen in Sachen Natur, Schifffahrt und Sicherheit will man gemeinsam den Fokus für die Zukunft am Strom schärfen.
Das Leben am Strom bewegt sich seit jeher im Spannungsfeld zwischen Natur-, Schifffahrts- und Sicherheitsinteressen. Im Zentrum erfolgreicher Entwicklungsstrategien an der österreichischen Donau steht daher seit vielen Jahren das Ziel, eine möglichst große Schnittmenge dieser vielfältigen Interessen zu erreichen. Denn gerade durch einen modernen, integrativen Entwicklungsansatz entfaltet der Strom seine ganzheitliche Funktion als Lebensader für Mensch, Natur und Wirtschaft. Zehn Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser 2013 zog man in Dürnstein eine ökologische, wasserbauliche und sicherheitstechnische Zwischenbilanz.
Die Natur wieder zum Akteur machen
Gewässervernetzung und Renaturierung wurden in den vergangenen Jahren zu den wichtigsten Schlagworten in der ökologischen Entwicklung der Donau. Im Rahmen zahlreicher von der EU geförderten LIFE-Projekte wie das 2022 abgeschlossene LIFE Auenwildnis Wachau wurden, wie viadonau-Projektmanagerin Ursula Scheiblechner ausführte, neben Uferrückbau und der Schaffung und Wiederanbindung von Seitenarmen auch viele Artenschutzmaßnahmen für Flora und Fauna umgesetzt. Ebenso integrativ und adaptiv wurde und wird auch an der anderen der beiden verbliebenen freien Fließstrecken des österreichischen Donauabschnitts entwickelt. viadonau-Expertin Alice Kaufmann zeigte auf, dass der viadonau-Maßnahmenkatalog für die Donau östlich von Wien bis zur slowakischen Grenze neben Gewässervernetzungen zum Beispiel des Spittelauer Arms im Rahmen von Dynamic LIFE Lines Danube auch die Stabilisierung der Wasserspiegellagen und die Verbesserung der Wasserstraßeninfrastruktur miteinbezieht. Innovativ: Über ein speziell eingerichtetes Beteiligungsmodell können Stakeholder aus Schifffahrt und Naturschutz die Maßnahmen an der Donau im Gebiet des Nationalparks Donau-Auen begleiten und daran konstruktiv mitwirken.
Neben umfangreichem ökologischem Monitoring steht auch die Wasserqualität der Donau im wissenschaftlichen Fokus. Stichwort Fäkalbelastung. Sophia Steinbacher von der Karl-Landsteiner Privatuniversität präsentierte hierzu eine anlässlich des gestiegenen öffentlichen Interesses erstellte umfassende Studie, zu der vor allem von Frühjahr 2019 bis Frühjahr 2020 Probeanalysen durchgeführt und Empfehlungen zur Vermeidung von Belastungen zum Beispiel durch die Schifffahrt ausgearbeitet wurden.
Die Donau als Energiequelle bestmöglich zu nutzen und sie zugleich für Fische und andere Flussorganismen weiterhin passierbar zu halten, ist ein wichtiges Anliegen von VERBUND Hydropower. VERBUND-Experte Roland Schmalfuß stellte hierzu die vielen Projektinitiativen zur Errichtung von Fischwanderhilfen an den Staustufen entlang der österreichischen Donau heraus, darunter auch die 2016 in Betrieb genommene Fischwanderhilfe bei Ottensheim-Wilhering, die mit 14,2 Kilometern die längste in Europa ist.
Hochwasserschutz: Aufgaben gemacht
Leben am Wasser ist stets eng verbunden mit der Gefahr von zu viel Wasser, wie sich vor genau zehn Jahren in weiten Teilen Ostösterreichs eindringlich zeigen sollte. Aus dem Donauhochwasser 2013 habe man laut Bernhard Knapitsch aus der Abteilung Wasserbau des Landes Niederösterreich konsequente Lehren gezogen. Von Gottsdorf und Marbach über Emmersdorf, Melk und Aggsbach Markt bis Korneuburg und die Sanierung des Marchfeldschutzdamms wurden zahlreiche Hochwasserschutzprojekte und -erneuerungen seither in Angriff genommen und erfolgreich abgeschlossen. Bis 2030 sollen weitere in Neustadtl, Krummnußbaum, Leiben, Bad Deutsch-Altenburg und Krems folgen. 41 Gemeinden sollen bis zum Ende des Jahrzehnts hochwassersicher sein.
Sinnvoll geleitetes Donauwasser kann auf effiziente Weise ebenso dem Hochwasserschutz dienen, wie das Marchfeldkanalsystem beweist und Franz Steiner, Geschäftsführer der Marchfeldkanal Betriebsgesellschaft, in Dürnstein ausführlich darstellte. Mit seiner Multifunktionalität als Wasserlieferant für die Landwirtschaft, zur Stabilisierung und Verbesserung des Grundwassers sowie der Wassergüte, als Naherholungsgebiet und wesentlicher Bestandteil des Hochwasserschutzes in der Region bietet das Marchfeldkanalsystem für den Hochwasserschutzexperten eine einzigartige Mehrfachnutzung.
Apropos innovative und sichere Zukunft am Strom
Um die Donau auch für die Schifffahrt zu einem nachhaltigen Weg in die Zukunft zu machen, denkt das Wasserstraßenmanagement von viadonau eine alte Idee neu. Laut viadonau-Experte Simon Hartl sollen zum Beispiel an Randbereichen in Niederwasserperioden mit Kies beladene Leichtern als flexible Wasserstraßeninfrastruktur zum Einsatz kommen und so sinkenden Wasserständen entgegengewirkt werden. Darüber hinaus erhöhe die Aufwertung sowie der Bau von Länden zum Beispiel in Linz und Wildungsmauer – umgesetzt im Rahmen des EU-kofinanzierten Projekts FAIRway works! von Herbst 2022 bis Frühjahr 2023 – mit modernen Nutzungsmöglichkeiten und Landstromversorgung die Umweltfreundlichkeit der Schifffahrt. Während sogenannte Strombojen laut Land-Niederösterreich-Experte Günther Konheisner das Energiegewinnungspotenzial der Donau weiter steigern könnten, haben die EVN, der Nationalpark Donau-Auen und viadonau bereits die Revitalisierung der Petroneller-Au und ihren Mehrfachnutzen für Ökologie und Trinkwasserversorgung fest im Blick.