Die politische und wirtschaftliche Öffnung Ost- und Südosteuropas belebt den Donauraum und steigert seine gesamteuropäische Bedeutung. Neue und vielfältige Märkte bieten neue Chancen, erfordern aber auch effiziente, zukunftsfähige Verkehrsnetze – ein sinnvolles und verlässliches Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrssysteme. Am 20. Oktober luden viadonau, PRISMA und das WirtschaftsBlatt auf dem MS-Negrelli am Wiener Donauufer zum WirtschaftsClub. Zum Thema „Bahn und Schiff lassen auf der Straße viele Tonnen liegen – Die Wirtschaft braucht neue Transportkonzepte“ analysierten Experten aus den Bereichen Infrastruktur, Logistik und Transportwirtschaft den Ist-Zustand und loteten Möglichkeiten der effizienteren Nutzung der verschiedenen Verkehrssysteme aus.
Europäische Integration als Chance für alternative Transportkonzepte? Geht es um die Auslastung im innereuropäischen Gütertransport, so ist das Verkehrssystem Straße immer noch unangefochtener Klassenprimus. So wurden allein in Österreich im Jahr 2014 rund 450 Millionen Tonnen Güter auf der Straße transportiert. Über die Schiene waren es im selben Zeitraum etwa 98 Millionen Tonnen, rund 10 Millionen Tonnen entfielen auf die Wasserstraße Donau. Der Österreichische Gesamtverkehrsplan strebt für das Jahr 2025 einen Anteil des Schienengüterverkehrs von 40 Prozent an. Auch für den wassergestützten Gütertransport wird im Rahmen der Europäischen Donauraumstrategie eine deutliche Steigerung von 20 Prozent angepeilt.
Während Umweltverträglichkeit und Belastbarkeit wichtige Argumente für die Nutzung von Bahn und Schiff als Alternativen zur Straße sind, ist die Attraktivität des LKW-Transports eng verknüpft mit der Kostenfrage. „Kunden orientieren sich meist an den günstigsten Lösungen. Wo sich aber Alternativen anbieten und diese transportplanerisch sinnvoll sind, sollten diese auch genutzt werden“, meinte Wolfgang Niessner, Vorstandsvorsitzender der Gebrüder Weiss Holding AG. Anreize für alternative Verkehrsträger müssen also vor allem bei den Transportkosten ansetzen und zugleich ihre spezifischen Vorteile gezielt im Gesamtverkehrsnetz positionieren. Für viadonau heißt das: Multimodalität fördern und für das Binnenschiff prädestinierte Gütergruppen für sich erobern. „Im südosteuropäischen Raum erleben wir gerade ein Revival der Landwirtschaft“, bemerkte Reinhard Wolf, Generaldirektor RWA Raiffeisen Ware Austria. viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler weiß, wie wichtig der wirtschaftliche Auftrieb sowie die grenzübergreifende Kooperation in den ost- und südosteuropäischen Donauländern auch für die österreichische Binnenschifffahrt ist und erklärte: „Gerade für Gütergruppen wie Agrarprodukte und nachwachsende Rohstoffe aber auch für besonders herausfordernde Güter im Rahmen von Schwerguttransporten haben wir Initiativen gestartet, um den Fokus für den Transport über die Donau zu schärfen. Gemessen an den verfügbaren Kapazitäten kann hier auch die Binnenschifffahrt bei den Transportkosten punkten.“
Mit der Intensivierung des Transportaufkommens insbesondere zwischen schwarzem Meer und Mitteleuropa werden multimodale Transportketten zur attraktiven Alternative im Donauraum. Unter den Experten der Podiumsdiskussion herrschte Einigkeit – die effiziente Verknüpfung der verschiedenen Verkehrssysteme für ein nachhaltiges und leistungsfähiges europäisches Verkehrsnetz kann nur gelingen, wenn die infrastrukturellen Voraussetzungen gegeben sind. So schloss Herbert Kasser, Sektionschef für Infrastrukturplanung und -finanzierung beim bmvit: „Die Infrastruktur ist die Lebensader der Wirtschaft. Für alternative Transportlösungen ist eine verstärkte gemeinsame Planung der Infrastruktur aller Verkehrssysteme anzustreben.“