FGP, viadonau

Der etwa vier Kilometer lange Spittelauer Arm wurde im Zuge der Großen Donauregulierung im 19. Jahrhundert von der Donau abgetrennt. Seit damals ging durch einen langsamen aber stetigen Verlandungsprozess wertvoller Lebensraum verloren und die Donau hatte nicht mehr genügend Kraft, die Flusslandschaft zu gestalten. Im Rahmen des Projekts „Dynamic LIFE Lines Danube“ vernetzt viadonau das Nebenarmsystem in Sichtweite der Stadt Hainburg wieder mit der Donau und schafft damit neuen alten Lebensraum für die Natur.

Baggerarbeiten zur Wiederanbindung des Spittelauer Arms

Foto: © viadonau

Im Zuge des aktuellen Vorhabens wird das Gewässer wieder nahezu ganzjährig mit der Donau verbunden und durchströmt sein. Davon sollen insbesondere die Jugendstadien einer dynamischen Aulandschaft und die Fischpopulation profitieren. Durch die Anbindung entsteht eine große Insel, die den tierischen Aubewohnern als Rückzugsgebiet dienen wird.

Anlässlich des Baustarts betont Staatssekretär Magnus Brunner den integrativen Ansatz. Die Donau sei Verkehrsader und Lebensader zugleich. Genau deshalb gingen Verbesserungen für Schifffahrt und Ökologie immer Hand in Hand. Durch die nun angelaufene Anbindung des Spittelauer Arms werde ein wesentlicher Meilenstein für die Verbesserung des Lebensraums umgesetzt. Darüber hinaus bekomme der Fluss durch derartige Renaturierungen mehr Platz und das habe auch positive Auswirkungen auf den Hochwasserschutz.

Der Hochwasserschutz profitiert gleich doppelt von diesem Projekt, denn die parallel laufende Sanierung des Marchfeldschutzdamms schafft unmittelbare Synergieeffekte in Form einer Wiederverwertung von Wasserbausteinen. Ein Teil der im Altarm gewonnenen Wasserbausteine kann nämlich in dem nur ca. 10 Kilometer entfernten Dammbaulos „Überströmstrecke Stopfenreuth“ wieder eingebaut werden. Neben der unmittelbaren Kostenersparnis von entfallenden Entsorgungs- bzw. Neubeschaffungskosten von Wasserbausteinen, können zusätzlich auch Schadstoffemissionen in Folge der sehr kurzen Transportwege reduziert werden.

An Niederösterreichs Gewässern wurden bereits zahlreiche Renaturierungsprojekte mit Unterstützung des LIFE Förderprogramms der EU umgesetzt. Dass die erfolgreiche Arbeit nun im Rahmen eines so großen Vorhabens fortgesetzt werden kann, zeigt welche Bedeutung die Naturschutzgebiete in Niederösterreich für den Schutz bedrohter Arten in Europa haben, meint auch Landeshauptfrau-Stellvertreter NÖ und Umweltlandesrat Stephan Pernkopf. Die beiden bedeutenden Nebenarmsysteme gegenüber Hainburg am Nordufer sowie zwischen Haslau und Regelsbrunn am Südufer würden künftig hochwertige Lebensräume bieten.

Auch Nationalparkdirektorin Edith Klauser freut sich über die wichtigen Revitalisierungsmaßnahmen des LIFE-Projekts, das allein innerhalb des Nationalparks Donau-Auen Nebenarme auf einer Länge von etwa 14 Kilometern an die Donau anbinden wird. Zusätzlich ist der Rückbau von rund vier Kilometern Uferverbauung vorgesehen. Diese Maßnahmen würden laut Klauser der Donau wieder mehr gestalterische Kraft verleihen, wovon viele auentypische Arten profitierten – von bedrohten Fischarten wie dem Frauennerfling oder dem Streber bis hin zum Seeadler, der erfolgreich im Umfeld des Spittelauer Nebenarms brütet.

Die Baumaßnahmen werden natürlich auch unter größter Rücksicht auf die Schutzgüter des Nationalparks umgesetzt. Insbesondere wurde ein flexibles Baukonzept zum Schutz der im Nahbereich nistenden Seeadler entwickelt und die ökologische Bauaufsicht erfolgt durch Nationalparkmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

Um das eingesetzte Personal vor einer Ansteckung mit COVID-19 zu schützen, wurden kurzzeitig die Bauarbeiten unterbrochen. Nach Fertigstellung eines Sicherheitskonzepts und einer entsprechenden Schulung konnten die Arbeiten unter Einhaltung strenger gesundheitlicher Auflagen fortgesetzt werden.

Dem eigentlichen Baustart ging ein erfolgreiches Förderansuchen im Förderprogramm LIFE Natur der Europäischen Union voraus. Im Vorjahr erhielt das österreichisch-slowakische Konsortium unter Führung der österreichischen Wasserstraßengesellschaft viadonau den Zuschlag für das Projekt „Dynamic LIFE Lines Danube“. Im Rahmen des Vorhabens sollen in den Donau-Auen Österreichs und der Slowakei etwa 25 Kilometer an neuen Lebensadern entstehen. Auch direkte Maßnahmen zur Verbesserung des Auwaldes sind vorgesehen. An dem Projekt ist der Nationalpark Donau-Auen, WWF Österreich, die slowakische NGO BROZ, die Comenius Universität in Bratislava (Fakultät für Naturwissenschaften) sowie das Nationale Forstzentrum der Slowakei (NLC) beteiligt. Das Land Niederösterreich und der niederösterreichische Landesfischereiverband unterstützen das Vorhaben finanziell.

viadonau hat eine Vorreiterrolle in der Renaturierung großer schiffbarer Flüsse. Diese Erfahrung ist in die Vorbereitung der nun anlaufenden Maßnahmen eingeflossen und werden in diesem LIFE-Projekt auch an Expertinnen und Experten für Ökologie und Flussbau im Donauraum weitergegeben.

Weiterführende Informationen

www.lifelines-danube.eu