Wasserstraße, viadonau

Die Donau bewegt. Auch das Jahr 2022 zeichnete sich durch vielfältige flussbauliche Aktivitäten an der internationalsten Wasserstraße der Welt aus. Zeugnis darüber legten erneut zahlreiche Expertinnen und Experten bei der diesjährigen von viadonau veranstalteten Bau- und Schifffahrtsbesprechung am 1. Dezember im Servicecenter in Krems ab. Mit den Themen Schifffahrt, Schleusen, Erhaltung und infrastrukturelle Modernisierung blickte man noch einmal auf das vergangene Jahr zurück und zugleich auf die gemeinsame Zukunft an der Wasserstraße.

Vortrag in Konferenzraum (viadonau Servicecenter Krems) bei der Bau- und Schifffahrtsbesprechung 2022

Status Straubing-Vilshofen – Andreas Wanek von der deutschen WSV präsentierte zu aktuellen Maßnahmen am Bottleneck der bayerischen Donau. Foto: © viadonau

Nahaufnahme Mikrofon, im Hintergrund Besprechungsraum mit Menschen

Im viadonau-Servicecenter in Krems wurden nicht nur aktuelle Daten zur Wasserstraße Donau präsentiert, sondern auch die Gelegenheit zum Networking genutzt. Foto: © viadonau

Kritische Stellen sicher entschärft

Beim Wasserstraßenmanagement von viadonau weiß man: Eine gut gewartete Wasserstraße benötigt viel Zuwendung – vor allem auch von Baggerschaufeln. Rund 144.000 Kubikmeter Kies wurden laut Michael Kalb, viadonau-Experte für Wasserstraßenmanagement, auf der Donau in Österreich mit Schwerpunkt östlich Wien 2022 gebaggert. Eine eindrucksvolle Zahl, die sich aus den Erhaltungsbaggerungen in den Furten Regelsbrunn, Rote Werd, Hainburg, Fischamündung und Wendeplatz Theben im Ausmaß von 32.000 Kubikmetern sowie in den Geschiebefängen Treuschütt und Hainburg mit in Summe 112.000 Kubikmetern ergibt. Mit den Baggerungen in der freien Fließstrecke der Wachau sowie in den Hafeneinfahrten kamen noch einmal rund 95.000 Kubikmeter hinzu. Ebenso wie viele von viadonau umgesetzte Baggerungen erfolgen auch jene von VERBUND im Umfeld der Kraftwerksstaustufen mit klimaschonendem Recycling-Gedanken. VERBUND-Experte Hannes Einfalt bestätigt: Die rund 160.000 Kubikmeter Flussmaterial, die zum Beispiel für die Geschiebezugabe am Kraftwerk Freudenau verwendet wurden, stammten unter anderem aus Instandhaltungsaktivitäten in Krems sowie aus dem LIFE-Traisen-Projekt von den Auweihern in Altenwörth.

Comeback der Donauschifffahrt und Qualitätssicherung an den Schleusen

Profiteur des proaktiven Wasserstraßenmanagements in Österreich ist natürlich die Donauschifffahrt, die an den neun österreichischen Donauschleusen in der Zeit vor der Pandemie jährlich etwa 100.000-fach geschleust wurde. Welchen Impact die Pandemie auf das Schiffsverkehrsaufkommen hatte, zeigten die Zahlen von viadonau-Schleusen-Experte Christian Wurzer. So wurden infolge des Einbruchs der Passagierschifffahrt im Jahr 2020 insgesamt nur 65.000 Schiffseinheiten auf der österreichischen Donau geschleust – ein Rückgang von rund 40 Prozent – bevor 2022 mit einem Anstieg auf etwa 80 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus die Erholung einsetzte. Apropos Schleusen: Diese werden an der österreichischen Donau einem peniblen regelmäßigen Qualitätscheck unterzogen. Laut VERBUND-Experte Martin Schrott standen 2022 Revisionen der Schleusen Freudenau, Ottensheim/Wilhering und Wallsee/Mitterkirchen auf dem Programm. Aktuell werde bereits die Überprüfung der Schleuse Greifenstein in Angriff genommen.

Positive Signale von der deutschen Donau und eine alte Idee neu gedacht

Dass man an der Donau auch besonders schwierige Nadelöhre für die Schifffahrt nicht aus dem Blick verliert, bewiesen die Ausführungen Andreas Waneks von der Deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung. Der bayerische Donauabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen kämpfe seit jeher aufgrund der geringeren Wassermenge mit oft sprunghaft wechselnden Fahrwasserverhältnissen. Mit umfassenden flussbaulichen Maßnahmen strebe man eine in diesem Bereich durchgehend verfügbare Fahrwassertiefe von 2,20 Meter und von der Schleuse Straubing bis zum Hafen Straubing-Sand von 2,65 Meter an. Darüber hinaus werde der Hochwasserschutz verbessert und eine neue Liegestelle bei Deggendorf errichtet. Im Rahmen des aktuellen, ersten Bauabschnitts im Bereich Straubing bis Deggendorf werde zudem der Naturlebensraum „Vogelinsel“ ökologisch aufgewertet. 

Zur positiven Beeinflussung der Fahrwasserverhältnisse erwägt man diesseits der Staatsgrenze eine Innovation des 19. Jahrhunderts. So teste man bei viadonau, wie Markus Simoner vom Klimaschutzministerium gemeinsam mit viadonau-Experte Kalb herausstellte, die Methode einer „flexiblen Infrastruktur“, um auf rasch wechselnde Fahrwasserbedingungen noch bedarfsgerechter und treffsicherer reagieren zu können. In einem Pilotversuch sollen hierzu im Jahr 2023 beladene Transportschuten als mobile Leitwerke zum Einsatz kommen, die den jeweils aktuellen Gegebenheiten der Wasserstraße angepasst werden und so ein wirkungsvolles dynamisches Flussraummanagement unterstützen könnten.

Erfolge zum Anfassen – Neue Schiffsländen und Service-Equipment

Das sichtbarste Zeichen der Modernisierung der Wasserstraße Donau ist ihre Schifffahrtsinfrastruktur. Jüngster Erfolg ist die im Herbst 2022 fertiggestellte Schiffslände in Wildungsmauer, die für die Großschifffahrt aufgewertet wurde. Die Vorteile dieses wichtigen Wasserstraßen-Upgrades liegen für viadonau-Expertin Lea Dosser, die als Projektleiterin fungierte, auf der Hand. Moderne Zufahrtsmöglichkeiten durch eine vier Meter breite Zufahrtsbrücke und eine zeitgemäße Energieversorgung durch Landstrom machten den Schifffahrtsbetrieb sicherer und umweltverträglicher. Generell sei das Jahr 2022 ein starkes Jahr in Sachen Liegestellen-Aufwertung. So betrafen Sanierungen auch die Länden in Klein-Pöchlarn, Metzling und Aggsbach-Markt. Aber auch für das Jahr 2023 habe man bereits mehrere Länden in Wien (Brigittenau II), Krems und Aschach im Blick. 

Das hinter der Errichtung der Lände in Wildungsmauer stehende Projekt FAIRway works! in the Rhine-Danube Corridor ist eines der Nachfolgevorhaben des erfolgreichen internationalen und ebenfalls von der EU kofinanzierten Projekts FAIRway Danube, das Ende 2021 abgeschlossen und zum Leuchtturmprojekt im gesamten Donauraum wurde. Andreas Bäck, viadonau-Experte für internationale Projekte,  stellte einmal mehr die Meilensteine von FAIRway Danube heraus und zeigte damit das enorme Kooperations- und Modernisierungspotenzial entlang der mittleren und unteren Donau in der europäischen Perspektive – wie die Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Schleusenanlage Gabčíkovo, die zur Blaupause für die Sanierung der Schleusen am Eisernen Tor in Serbien wurde, die Anschaffung neuer Messschiffe und Bojenleger und 37 Pegelmessstellen. „Die Erfolge von ambitionierten Projekten wie FAIRway Danube sind die Früchte einer enormen Pionierleistung von viadonau und unseren Partnern entlang der gesamten Donau. Heute blicken wir mit einer gemeinsamen Vision in die Zukunft des Donauraums und gehen ebenso gemeinsam ihre Verwirklichung an“, bringt es viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler auf den Punkt.