MERI, das erste CD-Labor zur Erforschung von Ökosystemprozessen in der Donau wurde heute feierlich eröffnet. Ermöglicht durch die Förderung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW), wird ein Forschungsteam hier die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungsansätze für den Erhalt und die Verbesserung der österreichischen Donau vorantreiben. Ein zukunftsweisendes Unterfangen, das durch viadonau, VERBUND und die Österreichischen Bundesforste unterstützt wird.
„Ob Energiegewinnung, Verkehrsweg oder Erholungsraum, unsere Donau erfüllt viele Funktionen“, betont Wirtschaftsministerin Dr. Margarete Schramböck. „Damit das so bleibt, muss sie auch in Zukunft als stabiles Ökosystem funktionieren, und dazu muss die Artenvielfalt erhalten bleiben. Dieses CD-Labor erforscht die Grundlagen dafür und wird wesentlich dazu beitragen, die Multifunktionalität der Donau zu erhalten“.
Das Ökosystem Donau ist höchstkomplex und ständigem Wandel ausgesetzt. Flussregulierungen oder der Ausbau der Wasserkraft haben vielfältige Konsequenzen, etwa die Veränderung von Nährstoffflüssen oder des aquatischen Artenreichtums. Gleichzeitig liefert die Donau als Wasserstraße und Energiequelle einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlstand. Um die Auswirkung menschlicher Aktivitäten auf die Artenvielfalt und Ökosystemleistungen besser verstehen zu können, erforscht das Team um Thomas Hein im CD-Labor MERI (Meta-Ecosystem Dynamics in Riverine Landscapes) die Dynamik des Meta-Ökosystems der österreichischen Donau.
„Dadurch soll eine solide Grundlage für Entscheidungen geschaffen werden“, so der Laborleiter vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG) an der BOKU. Man könne auf diese Weise nachhaltige Maßnahmen entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch effizient seien, die Wiederherstellung eines funktionsfähigen Ökosystems ermöglichen und dem vielfältigen Nutzungsanspruch gerecht werden. Dies sei notwendig, da bisherige Anstrengungen den ökologischen Zustand der Donau zu verbessern oft nicht den gewünschten Effekt erzielen konnten.
Mehr Daten für effizientere Maßnahmen
Prozesse und Dynamiken, die den Wandel der Ökosysteme vorantreiben, möglichst umfassend wissenschaftlich zu erfassen, ist daher besonders wichtig. Bisher untersuchte man vor allem lokale Maßnahmen und ihre lokalen Effekte. Das CD-Labor MERI aber verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz und geht davon aus, dass Eingriffe nicht nur unmittelbar an Ort und Stelle Auswirkungen haben.
In dem siebenjährigen Projekt werden die Forschenden dazu zunächst das Flusssystem an sich systematisch analysieren. Die Donau hat sich in den vergangenen 200 Jahren stark verändert. Um nachzuvollziehen, welchen Einfluss menschliche Aktivitäten hatten und haben, untersucht das Team historische sowie rezente biotische und abiotische Daten. Eine Netzwerkanalyse an der Donau und ihren Hauptzuflüssen soll zeigen, welche Knotenpunkte zu welchem Zeitpunkt wichtig waren und warum.
Im zweiten Teil des Projekts stehen die Lebewesen im Zentrum. Fische werden markiert, ihre Ernährung analysiert, ihre Bewegungen verfolgt und Bestände erfasst. Durch das Wissen wie Fische den Raum nutzen, können ökologische Flaschenhälse abgeleitet und verbessert werden sowie natürliche Bestände gezielt durch Besatz bei stark gefährdeten Arten wie dem Sterlet unterstützt werden.
Wirtschaftsministerium fördert Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft
Nach fünf Jahren schließlich testet das Team mithilfe der entwickelten Modelle zu zukünftigen Szenarien die Möglichkeiten und Varianten des Flussmanagements, um herauszufinden welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind. Dabei lebt einmal mehr die Idee der Christian Doppler Labors auf, wo stets anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben wird. So werden auch bei MERI die Ergebnisse an Partner aus der Wirtschaft weitergegeben, die sie direkt umsetzen können. Hervorragende Forschende kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
MERI begleitet viadonau-Renaturierungen
viadonau nutzt das CD Labor zur Begleitung und weiteren Optimierung der umfangreichen Renaturierungstätigkeit, insbesondere im Rahmen des flussbaulichen Maßnahmenkatalogs für die Donau östlich von Wien. Projektleiter Robert Tögel erklärt die Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam so: „Zum einen dient MERI als wissenschaftlicher Überbau bei den Untersuchungen zu einzelnen Flussbaumaßnahmen. Durch die Zusammenführung und Ergänzung der gewonnen Erkenntnisse werden gesamtheitliche Analysen möglich. So können die Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums Donau laufend optimiert werden. Zum anderen verfügt auch viadonau über einen großen Erfahrungs- und Datenschatz, der den Forscher:innen zur Verfügung gestellt wird.“