Presseinformation, viadonau

Nach sieben Jahren Gewässervernetzung, Uferrückbau, Auwald-Aufforstung und vielfältiger Artenschutzmaßnahmen am Donaubogen zwischen Rührsdorf und Rossatz feierte das EU-geförderte Projekt LIFE+ Auenwildnis Wachau am 3. Juli in Rührsdorf seinen Abschluss. Ein flusslandschaftlicher Feinschliff mit eindrucksvollen Zahlen: 300.000 Kubikmeter Schotter und Erdreich wurden bewegt, 5.000 Schwarzpappeln gepflanzt, ein 1.600 Meter langer Nebenarm mit der Donau vernetzt und zum Beispiel 50 neue Tümpel für Amphibien geschaffen. viadonau und die Projektpartner des Vereins Welterbegemeinden Wachau-Dunkelsteinerwald und der Marktgemeinde Rossatz-Arnsdorf blicken stolz auf eine lange Liste erreichter Naturschutzziele zur nachhaltigen ökologischen Entwicklung einer der schönsten Flusslandschaften Europas.

Gruppenbild, Projektpartner

V.l.n.r.: Josef Edlinger (Abgeordneter zum NÖ Landtag), Vera Hofbauer (Sektionschefin der Verkehrssektion im BMK), Franz Kiwek (Präsident der Österreichischen Fischereigesellschaft gegr. 1880), Bernhard Karl (Projektleiter, viadonau), Karl Gravogl (Landesfischermeister Landesfischereiverband NÖ), Hans-Peter Hasenbichler (Geschäftsführer viadonau) und Erich Polz (Bürgermeister Rossatz-Arnsdorf), Foto: © viadonau/Martin Skopal

Pritzenauer Nebenarm

Wichtiger Handlungsort des Projekts LIFE+ Auenwildnis Wachau: der Pritzenauer Arm. Für die Flutmulde wurde der Treppelweg auf einer Länge von 80 Metern auf Mittelwasser abgesenkt und beiderseits mit befahrbaren Rampen versehen. Dadurch gibt es hier jetzt bei Wasserständen über Mittelwasser einen dritten Überströmbereich von der Donau in den Nebenarm. D.h.: mehr Dynamisierung, Foto: © viadonau

Die Kunst der Renaturierung an der Donau ist es, die Leinwand zu bereiten auf der die eigentliche Künstlerin – die Natur – wieder aus eigener Kraft gestalten darf. Um also optimale Rahmenbedingungen für eine natürliche Entwicklung der Flusslandschaft zwischen der Venediger Au bei Rührsdorf und der Schopperstatt bei Rossatz zu schaffen, setzte LIFE+ Auenwildnis Wachau auf ineinandergreifende, ganzheitliche Maßnahmen, die sämtliche ökologischen Aspekte eines vielfältigen Flusslebensraums miteinbeziehen. 

Die Maßnahmen – Blick für das Ganze mit Sinn fürs Detail

  • Im Zentrum des Projekts stand die Wiederanbindung des Schopperstatter Nebenarms an die Donau. Hier können sich nun wieder natürliche Flach- und Steilufer und natürlicher Auwald herausbilden. Durch die ganzjährige Anbindung des 1,6 Kilometer langen Nebenarms und die Schaffung von abwechslungsreichen Uferstrukturen entstehen Jungfischhabitate und Wintereinstände für strömungsliebende Fische wie Barbe, Hasel, Huchen, Nase und Nerfling.
  • Die Anbindung des Nebenarms fördert die Entstehung dynamischer Standorte – wie in der Pritzenau – an denen sich nun rund 5 Hektar neue Weiche Au entwickeln können. Durch Pflanzung von ca. 10,5 Hektar Auwald auf ehemaligen Obstplantagen entsteht zudem auch Harte Au.
  • Durch Uferrückbau und Vorschüttungen entstanden neue Kiesufer, Steilufer und Weidensukzessionen. Insgesamt weist das Projektgebiet nun 4,2 Kilometer neue Naturufer auf, die Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Eisvogel und Uferschwalbe wieder jene Lebensräume bieten, die sie brauchen.
  • LIFE+ Auenwildnis Wachau steht für die Entwicklung und den Schutz einer donautypischen Aulandschaft. Es galt daher, invasive Pflanzenarten zurückzudrängen, sodass heimische geschützte Arten hier wieder Entfaltungsräume vorfinden. So wurden rund 20.000 Eschenahorn und Robinien geringelt, der Japanische Staudenknöterich entfernt und Springkraut gemäht.
  • Amphibien sind empfindliche Aubewohner. Ihre Bestände waren in der Wachau stark zurückgegangen. Rund 50 neue Tümpel und Laichgewässer sorgen für gute Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen für Unke, Donau-Kammmolch und Co.
  • Viele Arten finden ihre ökologische Nische in totem Holz und alten Bäumen. Horst- und Höhlenbäume wurden daher erhalten und Totholz im Bestand gelassen. Neben Nisthilfen für Fledermäuse wurden auch Kunsthorste für den Seeadler errichtet. Sie sollen das stolze Wappentier, das bereits ein gern gesehener Wintergast ist, ganzjährig in die Wachau locken, wo es dank LIFE+ Auenwildnis Wachau nun beste Lebensbedingungen vorfindet.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ist überzeugt: „Mit den Erfolgen des Projekts LIFE+ Auenwildnis Wachau, das den konsequenten Entwicklungsweg vorangegangener Umweltprojekte wie LIFE+ Mostviertel Wachau fortgesetzt hat, steht die Donau hier als Wegweiser in die Zukunft einer auch auf europäischer Ebene geforderten verantwortungsvoll entwickelten Wasserstraße, die wir als Klimaschutzministerium gemeinsam mit viadonau und vielen Partnern am Strom sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich in ein nachhaltiges Morgen führen wollen. Ein herausragendes Projekt, das mit seinem Abschluss vorbildhaft und zeitlich wunderbar passend für die Ziele und das 30-Jahr-Jubiläum des LIFE-Förderprogramms der Europäischen Union steht, und auf dessen Errungenschaften wir alle stolz sein dürfen.“

„Dass das Land NÖ – auch als Kofinanzierer – seit vielen Jahren immer wieder Heimat und konstruktiver Partner von Projekten wie LIFE+ Auenwildnis Wachau ist, zeigt wie wichtig es uns ist, die Flusslandschaft der Donau in Österreich nachhaltig ökologisch aufzuwerten. Gerade heute, da für viele Menschen Naturschutz auch die Verbesserung des eigenen Lebensraums und der Lebensqualität bedeutet, muss uns zugleich bewusst sein, dass mit der Stärkung der ursprünglichen Flussnatur und Biodiversität dem Klimawandel ein Stück weit entgegengewirkt werden kann. Die Bedeutung von Projekten wie LIFE+ Auenwildnis Wachau kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden“, betont LH-Stellvertreter NÖ, Stephan Pernkopf.

„Die hier noch frei fließende Donau macht diese außergewöhnliche Flusslandschaft zu einem besonders fruchtbaren Boden für nachhaltige Naturschutzprojekte. Diese Chance galt es aus vielen Gründen zu nutzen. Denn mit Projekten wie diesem helfen wir nicht nur dabei, ein Stück ursprüngliche Donaunatur zu bewahren oder wiederherzustellen, wir verbessern mit Blick auf den Klimawandel durch die Stärkung der Natur auch unsere eigenen Zukunftsperspektiven. Ein Schlüssel für den Erfolg dieses wichtigen Projekts ist die Unterstützung der Gemeinde, der Gemeindebürgerinnen und -bürger, die mit diesem Projekt zudem einen außergewöhnlichen Naherholungsraum vor der Haustüre gewinnen“, erklärt viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler.

LIFE+ Auenwildnis Wachau ist ein EU-gefördertes Projekt, das Natura 2000 Naturschutzziele in der Wachau umsetzt. Mit der Ausweisung des Naturschutzgebiets Schönbühler Insel und dem Naturschutzgebiet Pritzenau bekommt die Wachau 50 Hektar Auenwildnis-Naturschutzgebiet dazu. 

Weiterführende Informationen:

www.auenwildnis-wachau.at