Klimawandel & Schifffahrt

Neben der Optimierung der Umweltperformance der Binnenschifffahrt ist viadonau die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel im Rahmen internationaler Forschungsprojekte ein wichtiges Anliegen.

Der Klimawandel kann Auswirkungen auf das Abflussregime der Donau haben, welche für die Wasserstraße als Infrastruktur, den Hochwasserschutz und das Ökosystem des Flusses von Bedeutung sein können.

Erste Untersuchungen zur österreichischen Donau deuten darauf hin, dass der Klimawandel mittelfristig gesehen eher positive Auswirkungen für die Binnenschifffahrt haben wird, vor allem auf Grund verringerter Eisbildung. Trendanalysen in Bezug auf das Auftreten von Niederwasser, Eisbildung und eingeschränkter Sicht ergeben positive Auswirkungen des Klimawandels für den Zeitraum 1950 – 2005. Bis etwa 2050 wird eine geringfügige Verschlechterung hinsichtlich des Auftretens möglicher Niederwasserereignisse projiziert. Langfristig gesehen, 2050 – 2100, deuten die meisten Projektionen darauf hin, dass es zu einer Verschärfung möglicher Niederwasserereignisse kommen kann.

Aussagen über extreme Hochwasserereignisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel können derzeit noch nicht mit ausreichender Zuversicht gemacht werden.

Mittlerweile konnte durch Umsetzung mehrerer Klimawandelprojekte, an denen viadonau beteiligt war, der Wissenstand hinsichtlich der Klimawandelauswirkungen auf die Obere Donau erweitert werden. Jedoch, im Allgemeinen ist der Wissensstand hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf das Abflussregime der gesamten Donau und der Binnenschifffahrt derzeit noch unzureichend und verlangt nach weiteren wissenschaftlich fundierten Untersuchungen, um durch den daraus gewonnenen Erkenntnissen mehr Klarheit in diese Thematik zu bringen.

Ein weiterer diesbezüglicher Schwerpunkt ist die Betrachtung von operativen und schiffstechnischen Lösungen zur Verminderung der Treibhausgasemissionen in der Binnenschifffahrt als Beitrag zur Verlangsamung der globalen Erwärmung und zur Anpassung an möglicherweise sich verändernde zukünftige Fahrwasserbedingungen.

Basierend auf Ergebnissen der ECCONET und Platina 3 Projekte, Darstellung von Klimawandelauswirkungen auf das Auftreten von Niederwasser, Hochwasser, Eisbildung und Sicht für den Mittelrhein, den Main-Donau-Kanal und die Obere Donau.

Phänomen Periode Mittelrhein Main-Donau-Kanal Obere Donau

Niederwaser
 
1950-2005 positiv keine positiv
Bis 2050 keine nicht bekannt keine
Bis 2100 negativ negativ negativ
Hochwasser 1950-2005 keine keine keine
Bis 2050 negativ keine negativ
Bis 2100 negativ keine negativ

Eisbildung
 
1950-2005 positiv positiv positiv
Bis 2050 keine positiv positiv
Bis 2100 keine positiv positiv

Sicht (Nebel)
 
1950-2005 positiv positiv positiv
Bis 2050 nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt
Bis 2100 nicht bekannt nicht bekannt nicht bekannt

Ausgewählte Projekte

PLATINA 3

Platina 3 ist die Plattform für die Implementierung des NAIADES III Aktionsprogramms. Hauptziel des Projekts war es, eine Brücke zum künftigen Forschungs-, Innovations- und Umsetzungsbedarf in der Binnenschifffahrt in Europa zu errichten. Strukturiert um vier Bereiche: Markt, Flotte, Arbeitsplätze und Qualifikationen, befasste sich das Projekt mit vier prioritären Themen für den Erfolg der Binnenschifffahrt:

  1. Integration und Digitalisierung der Binnenschifffahrt im Hinblick auf Verkehrsverlagerung und Synchromodalität;
  2. Null-Emissionen, Automatisierung und Klimaresilienz der Flotte;
  3. Gut ausgebildetes Personal, vorbereitet auf Null-Emissionslösungen und Automatisierung;
  4. Intelligente und klimaresiliente Wasserstraßen- und Hafeninfrastruktur als Drehscheiben für saubere Energie.

Zentrale Projektresultate:

  • Strategisches Netzwerk von SchlüsselstakeholderInnen, basierend auf intensivem, strukturiertem Austausch;
  • Strategie und Umsetzungsplan für Forschung und Entwicklung in der Binnenschifffahrt;
  • Rahmenplan zur politischen Umsetzung der Ergebnisse.

Ausgewählte Projektergebnisse zu Klimawandel und Binnenschifffahrt:

  • D2.2 Options for shallow-water / climate resilient vessels
  • D 4.1 Climate change adaptation strategies - information package for European inland waterway and port infrastructure managers

ECCONET

Das Projekt ECCONET untersuchte die Auswirkungen des Klimawandels auf die Binnenschifffahrt in Europa mit Schwerpunkt Rhein-Main-Donaukorridor. Hierfür wurden sowohl die Ergebnisse bereits bestehender Untersuchungen ausgewertet als auch neue meteorologische und hydrologische Berechnungen und Trendanalysen durchgeführt. Die darauf aufbauende Untersuchung geeigneter Adaptionsmaßnahmen betraf unter anderem den operativen Schiffsbetrieb, die Schiffstechnik, wasserbauliche Aktivitäten sowie Methoden zur Vorhersage von Wasserverhältnissen.

EWENT

Das 2009 gestartete Projekt EWENT befasste sich mit den Auswirkungen von extremen Wetterereignissen auf das Transportsystem der Europäischen Union. Ziel war es, Risiken und Konsequenzen für das Transportwesen zu identifizieren und einer monetären Beurteilung zu unterziehen. Es wurden Maßnahmen zum besseren Umgang mit extremen Wetterereignissen ausgearbeitet und Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Infrastrukturbetrieb und Politik formuliert.

MOWE IT

MOWE IT wurde als Folgeprojekt zum EWENT Projekt 2012 initiiert. Der Fokus des Projekts lag auf der Ermittlung von „best practices“ sowie der Entwicklung geeigneter Strategien, um Transportunternehmen, Behörden und Nutzer des jeweiligen Transportsystems bestmöglich dabei zu unterstützen, die Auswirkungen von Naturkatastrophen und extremen Wetterereignissen auf die Transportleistung- und Infrastruktur gering zu halten. An dem vom technischen Forschungsinstitut Finnland koordinierten Projekt waren 12 europäische Forschungsinstitute und Unternehmen aus 8 Ländern, darunter auch viadonau, beteiligt. Die Handlungsempfehlungen für den Binnenschifffahrtssektor sind im „Guidebook for Enhancing Resilience of European Inland Waterway Transport in Extreme Weather Events“ zusammengefasst.

Supergreen

Im Projekt SUPERGREEN wurde eine Reihe repräsentativer europäischer Transportkorridore hinsichtlich Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit des europäischen Transportsystems analysiert. Die ausgewählten Korridore wurden einem Benchmarking unterzogen, wobei Umweltaspekte, Infrastrukturparameter, Abgasemissionen, externe und interne Kosten betrachtet wurden. Schließlich wurde die Anwendung "grüner" Technologien auf die ausgewählten Transportkorridore genauer analysiert.