viadonau führt im Auftrag der Wasserverbände für den Marchhochwasserschutzdamm Marchegg  Zwerndorf und für den March-Thaya-Hochwasserschutzdamm Angern – Bernhardsthal die Generalsanierung der Hochwasserschutzdämme entlang der March und unteren Thaya sowie an den Zubringerbächen Weidenbach, Sulzbach, Jedenspeigenbach und Zaya durch.

Projektüberblick

Projektziel

Als Ziel des Projektes wurde festgelegt, die Dämme an der March und unteren Thaya zum Schutz des Hinterlandes nach dem Stand der Technik zu sanieren und durchgehend auf die Höhe eines Jahrhunderthochwassers mit einer zusätzlichen Sicherheitshöhe von mindestens 70 cm zu bringen. Im 3. Quartal 2015 wurde außerdem beschlossen die Dammkrone im Bereich Bernhardsthal zu sanieren. Die Gesamtlänge beträgt ca. 80 km und bietet Sicherheit für rund 18.000 BürgerInnen in zehn Gemeinden.

Zeitplan und Meilensteine

Das gesamte Dammsystem entlang der March und unteren Thaya wurde nach dem Hochwasser im Frühjahr 2006 geotechnisch untersucht und einer Zustandsbewertung unterzogen. Daraus sowie aus dem Gefährdungspotential für Siedlungsraum und Infrastruktureinrichtungen bei Versagen des Dammes wurde eine Prioritätenreihung zur Sanierung der Hochwasserschutzanlagen ausgearbeitet und Sofortmaßnahmen definiert. Für zwei Projektabschnitte musste eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt werden. Daraus haben sich für diese Bereiche weitere Behördenauflagen ergeben.

  • Projektbeginn: 2006
  • Sofortmaßnahmen abgeschlossen: Ende 2007
  • UVP-Projekte baulich abgeschlossen: Mitte 2008
  • Gesamtfertigstellung HW-Schutz: 2013
  • Beschluss zur Dammkronensanierung Bernhardsthal: Mitte 2015
  • Aufwuchspflege: bis 2016
  • Management von Schottersäulenwässern: bis 2020
  • Bauzeit Baulos Bernhardsthal: bis 2019
  • Bescheidmäßig vorgeschriebenes Monitoring: bis 2034

Projektbeschreibung

Ausgangslage

Schwere Regenfälle und die Schneeschmelze im Einzugsgebiet von March und Thaya verursachten im April 2006 ein 100-jährliches Hochwasser mit einem Spitzenabfluss von über 1.400 m³/sec. Dies führte zu Dammbrüchen in Dürnkrut, Grub und Stillfried. Die Schäden aufgrund des Hochwassers beliefen sich auf über 72 Mio. EUR.

Vorgehensweise

Um die vorhanden Budgetmittel zielgerichtet und sparsam einsetzen zu können, wurden die Dämme an March und Thaya in Abschnitte unterteilt und eine Auswahl von Bewertungskriterien zur nachvollziehbaren Einstufung von Prioritäten getroffen. Das gesamte Dammsystem wurde geotechnisch untersucht, um den Schädigungsgrad der Dämme zu erheben. Außerdem wurde das Gefährdungspotential für Siedlungsraum und Infrastruktureinrichtungen bei Versagen des Dammes zur Festlegung der Prioritätenreihung herangezogen. Das Projekt wurde um die Sanierung der Zubringerbäche Sulzbach, Jedenspeigenbach und Zaya, die in der ursprünglichen Prioritätenreihung nicht enthalten waren, erweitert. Im 3. Quartal 2015 wurde außerdem beschlossen, die Dammkrone im Bereich Bernhardsthal zu sanieren. Somit ergab sich folgende Struktur:

  • Phase 1: Sofortmaßnahmen nach dem Hochwasser 2006
  • Phase 2: UVP-Projekte

      o „Angern-Mannersdorf-Stillfried“ - Länge ca. 5,961 km

      o „Waidendorf-Dürnkrut-Jedenspeigen“ - Länge ca. 4,707 km

  • Phase 3: Sanierung der restlichen Dammstrecken

      o „Marchegg Bahnhof-Zwerndorf“ - Länge ca. 17,569 km

      o „Weidenbach“ - Länge ca. 4,295 km

      o „Zwerndorf-Angern“ - Länge ca. 1,350 km

      o „Stillfried-Grub-Waidendorf“ - Länge ca. 5,535 km

      o „Sulzbach“ – Länge ca. 0,440 km

      o „Sierndorf-Drösing“ - Länge ca. 11,429 km

      o „Ringelsdorf/Rabensburg“ - Länge ca. 9,430 km

      o „Hohenau“ - Länge ca. 4,622 km

      o „Bernhardsthal“ – Länge ca. 10,955 km

  • Zubringerbäche:

       o Jedenspeigenbach und Zaya - Länge ca. 3,984 km

Technische Projektdetails

Sanierungskonzept (baulich abgeschlossen 2013)

Das Sanierungskonzept sah eine durchgehende "erdbautechnische Sanierung" des Dammes vor, d.h. der gesamte Damm wurde schrittweise abgetragen, lagenweise wieder aufgebaut und dabei mit modernsten Erdbaugeräten verdichtet. Eine Schmalwand verhindert in Zukunft die Durchsickerung des Dammes, beeinträchtigt jedoch nicht den Grundwasserstrom. Zur Deckschichtentspannung wurden am landseitigen Dammfuß Schottersäulen hergestellt. Dies schützt vor einem Dammbruch durch die Auftriebskraft des Grundwassers (hydraulischer Grundbruch). In Bereichen geringer Dammhöhen (an den Zubringerbächen) kam statt der Deckschichtentspannung eine Auflastschüttung zum Einsatz. Damit können die Dämme zukünftigen Hochwässern zuverlässig standhalten. Der für den Auwald und die Feuchtgebiete wichtige Grundwasseraustausch wird jedoch nicht behindert.

Um die Erreichbarkeit des Dammes zur Verteidigung im Hochwasserfall sicherzustellen, wurde ein Dammverteidigungsweg - im Regelfall am landseitigen Dammfuß - errichtet. Bestehende Sonderbauwerke wie Siele, Kastendurchlässe und Dammscharten wurden je nach bautechnischem Zustand saniert oder neu errichtet. Nicht mehr benötigte Durchlassbauwerke wurden aufgelassen.

Ausbauhöhe

Bemessungslastfall der Hochwasserschutzanlage ist ein Hochwasser mit 100-jährlicher Eintrittswahrscheinlichkeit (HW100), wobei die Dammkrone auf die jeweils zwischenstaatlich vereinbarten Ausbauhöhen (HW100 + 70 cm entlang der March und HW100 + 100 cm entlang der Thaya) ausgebaut wurde. In einigen Abschnitten lag die wasserrechtlich bewilligte Dammoberkante über dem zwischenstaatlich vereinbarten Ausbauziel, in diesem Fall war die Kote der Bewilligung Grundlage für die Sanierung.

Restarbeiten

Im Zuge der Restarbeiten wurde die endgültige Kilometrierung des Dammes festgelegt und mit Kilometersteinen ersichtlich gemacht. Gleichzeitig wurden an den Durchlässen einheitliche Lattenpegel zur Dokumentation der Wasserspiegel bei Hochwasserereignissen errichtet.  

Zur dammnahen Ableitung der Qualmwässer aus der Deckschichtentspannung (Schottersäulenwässer) zu Tiefpunkten und Förderung über den Damm in die March werden Drainageleitungen und Pumpwerke errichtet. Die Standorte der Pumpwerke wurden dabei mit den Bürgermeistern, Ortsbauernvertretern und Anrainern im Detail abgestimmt.  

Im Bereich Bernhardsthal soll die Dammkrone eines ca. 11 Kilometer langen Abschnitts (oberhalb des Querdammes Rabensburg) saniert werden. Die technische Detailplanung erfolgte im Jahr 2016. Der Baubeginn erfolgte im Herbst 2018. Es wird mit einer Baudauer von ca. 1,5 Jahren gerechnet.

Auftraggeber und Finanzierung

Projektorganisation

Das Projekt wird im Namen und auf Rechnung der beiden Hochwasserschutzverbände ("Wasserverband für den March-Thaya-Hochwasserschutzdamm Angern-Bernhardsthal" und "Wasserverband für den Marchhochwasserschutzdamm Marchegg-Zwerndorf") abgewickelt. Die Projektleitung und -steuerung erfolgt durch viadonau.

Finanzierung

Das Projekt wird großteils (Phase 1-3) vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), dem die strategische Planung, Steuerung und Kontrolle hinsichtlich aller viadonau übertragenen Aufgaben der Bundes-Wasserstraßenverwaltung obliegt, finanziert. Für die Planung und Bauarbeiten der Zubringerbäche haben sich das Land Niederösterreich sowie die betroffenen Gemeinden an der Finanzierung beteiligt.

Kostenschätzung

  • In Summe werden ca. 125 Mio. Euro (inkl. der für die Wasserverbände anfallenden USt.) in die Sanierung der Hochwasserschutzdämme investiert.

Ökologische Begleitmaßnahmen

Im Rahmen von Baumaßnahmen ist die Erhaltung wertvoller Lebensräume, wie des Natura-2000-Schutzgebiets für Amphibien und Vögel, eine wichtige Aufgabe. Die Bauzeitpläne werden daher unter Rücksichtnahme auf die seltenen Brut- und Wasservögel der Region erstellt. Die Errichtung von Schutzzäunen an den Baustellen ermöglicht es, beispielsweise Frösche und Kröten vor den laufenden Bauarbeiten zu schützen. Für die Begrünung des fertigen Dammes kommt vorhandenes Humusmaterial und heimisches Trockenrasen-Saatgut zur Verwendung. Mittels einer Dichtwand gelingt es in Zukunft, die Durchsickerung des Dammes zu verhindern. Die sogenannte Deckschichtentspannung schützt vor einem Dammbruch durch die Auftriebskraft des Grundwassers. Damit können die Dämme einem etwaigen Hochwasser zuverlässig standhalten. Trotzdem kann das Grundwasser so wie bisher in den Auwald und die Feuchtgebiete strömen.