Donaunatur

Die Seeadler sind in Frühlingsstimmung. Die riesigen Horste, die sie auf besonders alten Bäumen in besonders ungestörten Gegenden bauen, sind bezogen und wir dürfen auch heuer wieder auf reichlich Nachwuchs hoffen. Seit 1859 musste Österreich ohne seinen Wappenvogel auskommen, da wurde das letzte heimische Seeadler-Weibchen erlegt. Doch sie sind zurück, und der Neubeginn ist auch eine Erfolgsstory für die europaweiten Schutzmaßnahmen. Denn der Seeadler gehört zu jenen Arten, für die gemäß EU Vogelschutzrichtlinie eigene Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Und die zeigen langsam Wirkung!

Seeadler auf Ast sitzend

Foto: © Wolfgang Trimmel

Seeadler im Flug

Foto: © Wolfgang Trimmel

Zuerst kamen die Seeadler nur als Wintergäste zurück, seit 2001 brüten sie wieder erfolgreich in Österreich. Bei der diesjährigen Synchronzählung konnten im Donauraum 750 Seeadler erspäht werden, 188 Tiere davon in Österreich. Von diesen „Wintergästen“ verweilen doch ca. 25 Brutpaare in Österreich. Weitere Informationen zur Synchronzählung

Und wie die Zahlen zeigen, sind die ungestörten Flusslandschaften von Donau, March und Thaya das Winterquartier von über 100 Tieren – hier gibt es mehr zu den Hotspots.

Umbrella Species
Der Seeadler ist der größte Greifvogel im Donauraum und kann eine Flügelspannweite von bis zu ca. 2, 5 m erreichen. Er ernährt sich von Fischen, Wasservögeln, Säugetieren und im Winter auch von Aas. Da er an der Spitze der Nahrungspyramide steht und ein riesiges Revier mit verschiedenen miteinander verzahnten Lebensräumen nutzt, gilt er als „umbrella species“ und als Zeigeart für eine gesunden Lebensraum - geht’s dem Adler gut, geht’s dem Lebensraum gut. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde er durch Bejagung, Lebensraumzerstörung und durch Umweltgifte wie DDT fast ausgerottet und nur durch vielseitige Schutzmaßnahmen erholt sich der Bestand in Europa wieder.

Die vielen Gefahren
Es fallen immer noch viele Seeadler illegalem Abschuss, illegaler „Aushorstung“ (also dem Diebstahl der Eier zu Zuchtzwecken) und gezieltem Gifteinsatz zum Opfer. Die größte Gefahr aus heutiger Sicht ist aber die Störung des Revier- oder des Horstbezugs bzw. des Brutgeschehens - denn die riesigen Greife reagieren zumeist Nest- oder Brutaufgabe auf menschliche Störungen.

viadonau und der Seeadler
Die von viadonau verwaltete freie Fließstrecke östlich Wien und die March-Thaya-Region sind Hotspots der überwinternden Seeadler sowie auch des Brutgeschehens. Bei unseren Bauprojekten wie der Marchfeldschutzdammsanierung im Nationalpark Donau-Auen geben wir uns sehr strenge Bauzeitfenster im Seeadler-Nahbereich, um keinesfalls den Bruterfolg zu gefährden. Und im LIFE Projekt Auenwildnis Wachau werden 50 ha ungestörte Aubereiche geschützt und Nisthilfen für den Seeadler bereitgestellt.


Die Autorinnen
Barbara Becker ist seit 2005 bei viadonau. Neben zahlreichen weiteren Aufgaben widmet sich die Umweltexpertin vor allem dem ökologischen Naturraum-Management sowie der Vorbereitung und Umsetzung von Renaturierungsprojekten.
E-Mail: Barbara.Becker[at]viadonau.org 

Katrin Ehrenbrandtner ist Praktikantin bei viadonau im Team Umwelt/Ökologie und unterstützt und begleitet die vielfältige Arbeit der Umweltexpertinnen und -experten.
E-Mail: Katrin.Ehrenbrandtner[at]viadonau.org